Kurier

Party mit Ballermann

Girls’ Night Out. Scarlett Johansson in unlustigem „Hangover“-Aufguss

- VON

Hat man alles schon gesehen: Junge Frauen, die komasaufen, Koks schnupfen oder sich einen Stripper bestellen. Die sogenannte „Gross-out“Komödie ist längst nicht mehr den Männern vorbehalte­n. Von „Brautalarm“über „Dating Queen“bis zu „Bad Moms“hat das weibliche Geschlecht bewiesen, dass es „Hangover“-Qualitäten hat und genauso exzessiv Party machen kann wie die Boys. In dieser Hinsicht hat die Ballermann-Bombe „Girls’ Night Out“wenig anzubieten (außer vielleicht die f lotte Sexrunde zu dritt mit einer sinister grinsenden Demi Moore).

Lustig genug fängt es an: Scarlett Johansson und Jillian Bell als beste Freundinne­n Jess und Alice sind Meisterinn­en elaboriert­er Trinkspiel­e. Locker können sie es mit ihren saufenden CollegeKol­legen aufnehmen.

Zehn Jahre später will Jess allerdings mit ihrer Zeit als Party-Tier nichts mehr zu tun haben. Sie kandidiert als Politikeri­n und zählt zur Sorte jener Frauen, mit denen die Wähler „kein Bier trinken möchten“: verspießt und verstreber­t.

Abends zu Hause wartet schon der Kuschel-Verlobte. Sex? Geht sich im Stundenpla­n von Jess leider nicht aus: „Macht nichts, dann geh’ ich eben unter die Du- sche und hol mir einen runter.“Kleine, bissige Beobachtun­gen der modernen Paarbezieh­ung, die in der Folge grobem Slapstick und hirnrissig­en Plot-Pirouetten Platz machen müssen.

Jess will nämlich heiraten, und Alice, die ehemals beste Freundin, organisier­t für sie einen Bacheloret­teAbend in Miami. Auf Alices Programm steht: saufen, koksen und einen Stripper bestellen. Alles, was Jess will: früh schlafen gehen.

Klar, dass Jess sich nicht durchsetze­n kann. Binnen Kurzem rocken sie und ihre Freundinne­n entfesselt das Haus. Nach dem Club geht’s im noblen Strandhaus weiter. Dorthin hat Alice den Strip- per bestellt. Spätestens ab diesem Zeitpunkt sind den Drehbuchau­toren die Ideen flöten gegangen: Der Stripper kommt und stirbt (versehentl­ich).

Den Rest des Films müssen die Damen die Leiche entsorgen („Vorsicht auf dem weißen Teppich!“). Wer sich an „Immer Ärger mit Bernie“erinnert fühlt, liegt völlig richtig.

Windelhose

Die Freundinne­n-Gruppe, darunter nicht nur Johansson, sondern auch Zoë Kravitz und so formidable Comedians wie Kate McKinnon, wäre an sich hinreißend. Doch weder Regisseuri­n Lucia Aniello, noch die Ge- schichte weiß viel mit ihnen anzufangen. Stattdesse­n schwankt „Girls’ Night Out“zwischen längst abgetreten­en, derben Comedy-Pfaden und süßlichem Buddy-Movie hin und her.

Nicht witzig, sondern aberwitzig reihen sich endlos blöde Regie-Einfälle wie eine lose Sketch-Abfolge aneinander. Am Höhepunkt der Lustigkeit bekommt die Leiche schließlic­h eine PenisMaske aufgesetzt und landet in einer Sex-Schaukel.

Und der Verlobte zieht sich eine Windelhose an, damit er ohne Pinkel-Unterbrech­ung im Auto nach Miami zu seiner Jess rasen kann. Unterstütz­t von Red Bull.

Besser wird’s nimmer.

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