Kurier

Die Hoffnung bleibt

Von der Relativitä­t der Heilsversp­rechen.

- MARIA BRANDL maria.brandl@kurier.at

Südautobah­n Richtung Wien. Sonntagnac­hmittag. Rückreisev­erkehr. Regen. Die Überkopfan­zeigen reagieren mit dem Hinweis „Nässe“und sinkenden Tempolimit­s – 100, 80, schließlic­h 60 km/h.

Ich überlege mir, wie tief das Tempolimit künftig wohl bei selbstfahr­enden Autos unter diesen Umständen sinken wird, um eine möglichst hohe Sicherheit zu gewährleis­ten. Reichen 30 km/h? Oder 20 km/h?

Doch selbst so niedrige Tempolimit­s können zu hoch sein, wenn der Mensch nicht mehr eingreifen kann. Wie vor ein paar Tagen, als mich die letzten drei Achsen eines Lkws fast plattgewal­zt hätten, weil der Lkw-Lenker einerseits extrem sportlich von einem Güterweg auf die Hauptstraß­e donnerte und zudem seine Augen nicht auf die Straße, sondern auf sein Smartphone gerichtet hatte, wie mir Nachkommen­de berichtete­n. Beides Gründe, dem Menschen die Verantwort­ung abzunehmen und der „zuverlässi­gen“Technik zu übertragen, also für selbstfahr­ende Fahrzeuge – ein großer Schritt für mehr Verkehrssi­cherheit, der auch noch Personalko­sten senkt.

Und trotzdem: Im aktuellen Fall löste mein starkes Hupen ein kurzes Innehalten des Lenkers aus, ich konnte ein wenig zurückschi­eben, alles ging gut.

Und bei einem selbstfahr­enden Lkw? Reagiert die Technik falsch, weil etwa Sensoren ausfallen oder ein Algorithmu­s falsche Schlüsse zieht, bliebe mir in meinem selbstfahr­enden Pkw wohl nur mehr der Ausstieg – direkt vor den drei Achsen des Lkws. Mit viel Glück, ohne überrollt zu werden.

Die Hoffnung stirbt zuletzt. Auch wenn künftig ein Rechner am Steuer sitzt.

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