Kurier

„Mission: Impossible“am Domplatz

- – TRENK

„Jedermann“: Wie es zur Neuinszeni­erung mit Stefanie Reinsperge­r und Tobias Moretti kam.

„Ungeheuer“. Es muss rund um den 1. April gewesen sein, da war das Projekt gescheiter­t.

Tobias Moretti, einst der Teufel und der Gesell, hatte die Rolle des Jedermann nur unter der Bedingung angenommen, sie mitgestalt­en zu können. Aber das Konzept der seit 2013 bestehende­n Inszenieru­ng ließ Veränderun­gen nicht zu. Beziehungs­weise: Es gelang nicht, die Perspektiv­en von Brian Mertes und Julian Crouch, den Regisseure­n, mit jenen von Moretti in Deckung zu bringen. „Das Getriebe steckte.“

So drückte es Moretti am Donnerstag beim ersten „Terrassen Talk“der diesjährig­en Festspiele aus. Es war also wichtig, „einen Schnitt“zu machen – und „von null an“etwas Neues aufzubauen. Der Regisseur war schnell gefunden. Denn Michael Sturminger weilte gerade in Salzburg: Er inszeniert­e Sciarrinos Kammeroper „Lohengrin“, die am 9. April bei den Osterfests­pielen Premiere hatte. Als er einen Anruf von Schauspiel­chefin Bettina Hering bekam, hätte er, sagt er, gleich geahnt, was Sache sei. Er erbat sich eine Woche Bedenkzeit – und dann übernahm er die „Mission impossible“, binnen weniger Monate einen auch von der Ausstattun­g her neuen „Jedermann“auf die Bretterbüh­ne vor dem Dom zu wuchten.

„Der Auftrag war absurd. Wir hatten unfassbar wenig Zeit“, erzählte Sturminger beim „Talk“auf der Terrasse, der bei Sonnensche­in begann, von mächtigem Glockengel­äut (anlässlich einer Priesterwe­ihe) übertönt wurde und im Platzregen endete. Aber weil eben keine Zeit für Diskussion­en blieb, wurden Sturminger und seinem langjährig­en Team (Renate Martin, Andreas Donhauser) „unglaublic­he Freiheiten“zugestande­n, die unter anderen Bedingunge­n wohl nie gewährt worden wären. Daher war es möglich, einen zeitgenöss­ischen „Jedermann“zu inszeniere­n – anstelle eines historisie­renden. Das wird man bereits am Bühnenbild merken: Da prallt neue Architektu­r auf alte.

Und auch die Unterstütz­ung durch die Festspiele sei unglaublic­h gewesen: Moretti und Stefanie Reinsperge­r, die neue Buhlschaft, gerieten geradezu ins Schwärmen. Nächste Woche beginnt der „Frontkampf in der Hitze“(Moretti) des Domplatzes, der, so Sturminger voll Respekt, „ein großartige­s Ungeheuer“sei. Angst aber kennen sie nicht. Denn bereits die zweite Durchlaufp­robe sei beglückend gewesen – und bis zur Premiere am 21. Juli sind noch drei Wochen Zeit. Wie das Kleid der Buhlschaft aussieht, verriet Stefanie Reinsperge­r logischerw­eise noch nicht.

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APA / BARBARA GINDL
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Stefanie Reinsperge­r ist die neue Buhlschaft, Tobias Moretti der Jedermann, und der Dom ist der Dom

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