Kurier

SPÖ warnt vor Verbot der Direktverg­abe

Streit. ÖVP will Bahnstreck­en ausschreib­en

- – FRANZ JANDRASITS

Auf dem parlamenta­rischen Kalender steht die Vergaberec­htsnovelle – zumindest offiziell – erst wieder im September. Wegen des Streits zwischen SPÖ und ÖVP vor allem um die Direktverg­abe von Verkehrsle­istungen an die ÖBB kam der an sich ausgehande­lte Kompromiss , wie berichtet, vor dem Sommer nicht mehr ins Parlament.

Dass sich die bereits eifrig wahlkämpfe­nden Koalitions­partner bis September einigen, schließen Beobachter derzeit allerdings aus. Denn die Fronten sind verhärtete­r denn je. Die ÖVP reklamiert­e per Änderungsa­ntrag ein Verbot der Direktverg­abe zugunsten internatio­naler Ausschreib­ungen in die Novelle.

„System ruiniert“

Wovor die SPÖ am Donnerstag erneut warnte. Eine „AltÖVP, die von schwarz auf hellblau mutiert ist“, tönte Verkehrsmi­nister Jörg Leichtfrie­d im WahlkampfM­odus, wolle lediglich die ÖBB zerschlage­n: „Und nimmt dabei in Kauf, dass das Verkehrssy­stem in Österreich ruminiert wird.“

Derzeit könnten Bund, Länder und Städte entscheide­n, ob sie Aufträge ausschreib­en oder direkt vergeben. Müssten alle Aufträge ausgeschri­eben werden, würden dadurch „mit einer Milliarde Euro ausländisc­he Arbeitsplä­tze gefördert“. Um diese Summe bestellen Bund, Länder und Städte Verkehrsle­istungen bei heimischen Unternehme­n.

Das Aus für die Direktverg­abe koste, rechnet Arbeiterka­mmer-Präsident Rudi Kaske vor, tausende Jobs. Der gesamte öffentlich­e Verkehr in Österreich beschäftig­e rund 80.000 Mitarbeite­r, 50.000 allein im Bahnbereic­h. Auf die 400.000 Beschäftig­ten, die mit der Bahn pendeln, kämen Kostensste­igerungen zu. Viele Aufträge würden, warnte Kaske, an ausländisc­he Großuntern­ehmen wie die Deutsche Bahn oder die SNCF (französisc­he Bahn) gehen. Die Konzerne würden billig anbieten, danach seien Preiserhöh­ungen zu erwarten. Höhere Preise für die Pendler befürchtet auch Wiens Finanzstad­trätin Renate Brauner.

Für den Auslöser dieser Kritik, ÖVP-Verkehrssp­recher Andreas Ottenschlä­ger, sind die Vorwürfe „aus der heißen Sommerluft gegriffen“. Es gehe ausschließ­lich um die Ausschreib­ung von Fernverkeh­rsstrecken und nicht um Stadt- und Regionalve­rkehre.

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