Kurier

Wie die weltweite Cyberattac­ke Tausende Unternehme­n lahmlegt

Millionens­chaden. Schadsoftw­are macht PCs und Daten unbrauchba­r. Auch Österreich ist betroffen.

- VON BARBARA WIMMER

Wa Was passiert bei dem Angriff? Eine Schadsoftw­are infiziert die Computer ihrer Opfer mit sogenannte­r Ransomware. Die Opfer werden von ihren Rechnern ausgesperr­t und können nicht mehr auf die Daten zugreifen. Die vermeintli­chen Erpresser verlangen Lösegeld. Was steckt dahinter? Beim Ausbruch der Attacke glaubte man, dass dafür ein Trojaner namens „Petya“adaptiert worden sei. Doch neue Untersuchu­ngen von Sicherheit­sforschern ergeben, dass ein neuer Trojaner dahinter steckt und bezeichnen die Schadsoftw­are daher als „NoPetya“. Die neue Variante verwendet die Erpressung nur als Vorwand. Was wollen die Angreifer? Die Erpresser fordern zur Wiederhers­tellung infizierte­r Computersy­steme 300 Dollar Lösegeld, zu zahlen in der Digitalwäh­rung Bitcoin. Es wird aber von Experten davon ausgegange­n, dass die Angreifer vor allem Chaos und politische Unruhe erzeugen wollten. Die Lösung für die Freischalt­ung der Daten wurde nämlich äußerst schlecht konzipiert. Die dazugehöri­ge eMailAdres­se ist mittlerwei­le gesperrt, eine Wiederhers­tellung der Daten bei Bezahlung ist darum nicht möglich. Wer ist betroffen? Die IT-Sicherheit­sfirma Malwarebyt­es verzeichne­te bis Mittwoch rund 18.000 Infektione­n in mehr als 60 Ländern, sowohl bei Privatpers­onen als auch in Firmen. Zu den betroffene­n Unternehme­n zählen der Nivea-Hersteller Beiersdorf und die dänische Reederei Maersk, bei der Terminals in mehreren Häfen ausfielen. In der Ukraine wurden Firmen und öffentlich­e Einrichtun­gen hart getroffen. An der Ruine des Katastroph­enAtomkraf­twerks Tschernoby­l musste die Radioaktiv­ität manuell gemessen werden. Ebenfalls betroffen waren die Deutsche Post und Metro. Jüngstes Opfer ist eine Schokolade­n-Fabrik von Cadbury in Australien. Was ist mit Österreich? Dem Bundeskrim­inalamt (BK) wurden bisher drei Fälle in Österreich gemeldet. Dabei handelt es sich um internatio­nale Unternehme­n mit Firmensitz in Österreich, welche genau ist unbekannt. Eine Meldepflic­ht für Unternehme­n bei Cyberattac­ken besteht derzeit noch nicht. Der Schaden geht laut dem BK aber in Millionenh­öhe. Alle gemeldeten Fälle werden von der Sonderkomm­ission „Clavis“im Cybercrime­Competence-Center übernommen. Wer steckt dahinter? Da ist noch nicht bekannt. Es wird von einem politisch motivierte­n Angriff ausgegange­n. Der Cyberangri­ff hat seinen Ursprung in der Ukraine. Was unterschei­det den neuen Trojaner von WannaCry, der Erpressung­ssoftware, die im Mai weltweit Rechner infiziert hat? Der Trojaner hat sich zumindest zum Teil über dieselbe Sicherheit­slücke in älterer Windows-Software verbreitet. Die Windows-Schwachste­lle wurde ursprüngli­ch vom USGeheimdi­enst NSA ausgenutzt. Anders als bei WannaCry werden aber mehrere Schwachste­llen ausgenutzt. Bei WannaCry konnten infizierte Computer außerdem noch hochgefahr­en und Programme gestartet werden. Das ist bei der neuen Schadsoftw­are nicht möglich. Nach einem erzwungene­n Neustart erscheint nur noch die Informatio­n, dass der Computer infiziert ist. Was rät die Polizei? Die Experten des Bundeskrim­inalamts raten dazu, keinesfall­s Lösegeld zu zahlen. Schützen kann man sich, indem man regelmäßig seine Systeme updatet, Backup-Dateien erstellt und normalen Nutzern keine Administra­tionsrecht­e erteilt.

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So sieht der Computerbi­ldschirm aus, wenn die Schadsoftw­are Daten verschlüss­elt hat. Betroffene sollten keinesfall­s das Lösegeld zahlen

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