Kurier

Das „ß“hat jetzt einen großen Bruder

Neuer Buchstabe. Der deutsche Rechtschre­ibrat lässt die Verwendung des großen Eszett zu – neben Doppel-S

- VON GABRIELE KUHN

Seit gestern ist es offiziell: Die deutsche Sprache hat einen neuen Großbuchst­aben – das Eszett, ein scharfes ß im X-Large-Format. Es sieht wie ein Mix aus dem kleinen ß und dem großen B aus.

„Das ist für die korrekte Schreibung von Eigennamen in Personalau­sweisen und Pässen wichtig. Wer einen Namen mit einem ß in der Mitte hatte, musste sich bisher damit abfinden, dass inmitten der Großbuchst­aben ein kleines ß prangte oder aber sein Name falsch, also mit Doppel-S geschriebe­n wurde“, erklärt Kerstin Güthert, Geschäftsf­ührerin des deutschen Rats für Rechtschre­ibung. Das ändert sich nun. Eine Frau Rößner wird nun nicht mehr Frau RÖSSNER geschriebe­n oder Frau RÖßNER, sondern Frau Klara Rö?ner (oje, das große Eszett gibt es auf unserer Tastatur noch nicht, sorry!).

Kein Grislibär mehr

Dazu kommen weitere Modernisie­rungen: Begriffe wie „Wandalismu­s“, „Grislibär“oder aber „Ketschup“sind ab sofort Geschichte (worüber der eine oder andere froh sein wird). Und auch, dass es künftig „Komplize“statt „Komplice“oder „Roulette“statt „Roulett“heißen wird, kann kein großer Schaden sein.

Angst vor Aufregung?

Fürchtet man beim Rat für deutsche Rechtschre­ibung – 21 Jahre nach der großen Rechtschre­ibreform – nun einen Eszett-Shitstorm? „Das Thema ist emotional und betrifft alle. Viele haben Angst und fragen, was da wieder kommt. Das hat mit der großen Rechtschre­ibreform zu tun. Aber das ist ja diesmal anders“, sagt Güthert. Es sei die Aufgabe des Rats, die aktuelle Entwicklun­g der Rechtschre­ibung und Sprache zu beobachten. „Sprache entwickelt sich permanent und wenn alles so bleibt, wie es ist, wird der aktuelle Stand der Sprache nicht mehr im Regelwerk abgebildet.“Im Fall des Eszett wurden bereits im Jahr 2008 die Voraussetz­ungen für die Einführung geschaffen, der Buchstabe existiert in vielen Unicodes (Zeichentab­ellen) schon seit Langem. Außerdem hätte sich die Werbung verstärkt des großen ß bedient. – Apropos! Wer das große Eszett nicht leiden kann, hat nach wie vor die Wahl: Die alte Schreibwei­se, also der Ersatz durch ein Doppel-S, bleibt erlaubt.

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