Das „ß“hat jetzt einen großen Bruder
Neuer Buchstabe. Der deutsche Rechtschreibrat lässt die Verwendung des großen Eszett zu – neben Doppel-S
Seit gestern ist es offiziell: Die deutsche Sprache hat einen neuen Großbuchstaben – das Eszett, ein scharfes ß im X-Large-Format. Es sieht wie ein Mix aus dem kleinen ß und dem großen B aus.
„Das ist für die korrekte Schreibung von Eigennamen in Personalausweisen und Pässen wichtig. Wer einen Namen mit einem ß in der Mitte hatte, musste sich bisher damit abfinden, dass inmitten der Großbuchstaben ein kleines ß prangte oder aber sein Name falsch, also mit Doppel-S geschrieben wurde“, erklärt Kerstin Güthert, Geschäftsführerin des deutschen Rats für Rechtschreibung. Das ändert sich nun. Eine Frau Rößner wird nun nicht mehr Frau RÖSSNER geschrieben oder Frau RÖßNER, sondern Frau Klara Rö?ner (oje, das große Eszett gibt es auf unserer Tastatur noch nicht, sorry!).
Kein Grislibär mehr
Dazu kommen weitere Modernisierungen: Begriffe wie „Wandalismus“, „Grislibär“oder aber „Ketschup“sind ab sofort Geschichte (worüber der eine oder andere froh sein wird). Und auch, dass es künftig „Komplize“statt „Komplice“oder „Roulette“statt „Roulett“heißen wird, kann kein großer Schaden sein.
Angst vor Aufregung?
Fürchtet man beim Rat für deutsche Rechtschreibung – 21 Jahre nach der großen Rechtschreibreform – nun einen Eszett-Shitstorm? „Das Thema ist emotional und betrifft alle. Viele haben Angst und fragen, was da wieder kommt. Das hat mit der großen Rechtschreibreform zu tun. Aber das ist ja diesmal anders“, sagt Güthert. Es sei die Aufgabe des Rats, die aktuelle Entwicklung der Rechtschreibung und Sprache zu beobachten. „Sprache entwickelt sich permanent und wenn alles so bleibt, wie es ist, wird der aktuelle Stand der Sprache nicht mehr im Regelwerk abgebildet.“Im Fall des Eszett wurden bereits im Jahr 2008 die Voraussetzungen für die Einführung geschaffen, der Buchstabe existiert in vielen Unicodes (Zeichentabellen) schon seit Langem. Außerdem hätte sich die Werbung verstärkt des großen ß bedient. – Apropos! Wer das große Eszett nicht leiden kann, hat nach wie vor die Wahl: Die alte Schreibweise, also der Ersatz durch ein Doppel-S, bleibt erlaubt.