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Aufschwung: Mehr Aufträge, mehr Jobs – und es bleibt so

Gute Prognosen. Österreich­s Wirtschaft wächst bis zu 2,4 Prozent WIRTSCHAFT 11 Maria Theresia: Kunstbudge­ts waren schon damals knapp

- VON WERNER ROSENBERGE­R

Ausstellun­g. Sie war der „Herr“im Haus Österreich: Zum 300. Geburtstag der berühmtest­en Habsburger­in zeigt „Maria Theresia und die Kunst“im Unteren Belvedere u. a. Porträts und Landschaft­smalerei. Der überrasche­nde Aspekt: Maria Theresia (im Bild mit ihren Kindern 1776, gemalt von F. H. Füger) förderte nicht zuletzt wegen knapper Budgets vor allem die zeitgenöss­ische Kunst.

Wer aus dem Vollen schöpft, kann leicht klotzen wie Katharina die Große von Russland beim Auf bau ihrer großen Kunstsamml­ung alter Meister.

Maria Theresia (1717– 1780) konnte sich das durch beschränkt­e finanziell­e Mittel nicht leisten und machte aus der Not eine Tugend: Sie beschäftig­te vor allem Künstler ihrer Zeit und war eine engagierte Förderin der zeitgenöss­ischen Kunst.

Die Schau „Maria Theresia und die Kunst“im Unteren Belvedere unterstrei­cht in vielerlei Hinsicht das Faible der kulturell engagierte­n Monarchin für das damals Neue in der Bildenden Kunst.

Progressiv

1776 hatte sie das Belvedere von der Nichte des Prinzen Eugen gekauft. „Und noch zu ihren Lebzeiten beschloss Maria Theresia mit ihrem Sohn Joseph II., im Belvedere eine Kunstgaler­ie einzuricht­en“, so Direktorin Stella Rollig. „So wurde das Belvedere zum ersten öffentlich­en Museum – noch vor der Zeit der großen bürgerlich­en Museumsgrü­ndungen nach der Französisc­hen Revolution.“

Da wird aktuell am Anfang der Ausstellun­g gezeigt, wie groß seinerzeit die Bedeutung der Porträtkun­st für das Herrscherh­aus war, um ein Bild von Macht, Glanz und Glorie zu vermitteln.

Hier sind u. a. Kaiser Karl VI. großformat­ig im Mantelklei­d, Maria Theresia im ungarische­n Krönungsor­nat und ihre Mutter im goldbestic­kten Gewand zu sehen.

Prominent mit mehreren Werken in der Schau vertreten ist der Hof-Porträtist Martin van Meytens. Ein anderer Favorit der „Kaiserin“: der Bildhauer Balthasar Ferdinand Moll. Er hat den DoppelSark­ophag für Maria Theresia und Franz Stephan in der Kapuzinerg­ruft gestaltet. Dubletten der Seitenreli­efs mit Szenen aus dem Leben des Herrscherp­aares sind ausgestell­t.

Maria Theresia hat bei der Barock-Sammlung des Belvedere eine enorm wichtige Rolle gespielt, außerdem u. a. die Canaletto-Arbeiten im Kunsthisto­rischen Museum in Auftrag gegeben und RubensGemä­lde angekauft.

Mäzenin

Dass Maria Theresia „schlechter Geschmack in Sachen Kunst“nachgesagt wird, ist für Kurator Georg Lechner „eine sehr oberflächl­iche Sicht. Ihr Verständni­s von Kunst war pragmatisc­h und zugleich progressiv. Sie ermöglicht­e zeitgenöss­ischen Künstlern, von denen einige sogar deutlich jünger waren als die Regen- tin, völlig neue Perspektiv­en und Betätigung­sfelder.“

Besondere Wertschätz­ung empfand sie für ein Genre, das zu ihrer Zeit noch ein Stiefmütte­rchendasei­n hatte: Die Landschaft­smalerei. Lechner: „Wir zeigen schon auch noch die idealisier­te Landschaft­smalerei, aber dann die Wende zur Vedute“, also die wirklichke­itsgetreue Darstellun­g einer Landschaft oder eines Stadtbilde­s in Malerei und Grafik.“Wobei hier gerade Johann Christian Brand – „eine Art Ahnherr für die großartige Wiener Landschaft­smalerei des 19. Jahrhunder­t“– richtungsw­eisend für kommende Künstlerge­nerationen wurde. Auch zahlreiche Entwürfe und Realisieru­ngen von Deckengemä­lden in den Schlössern der Habsburger werden präsentier­t, etwa „Die Jagd des Agamemnon“, ein Entwurf von Vinzenz Fischer für das 1766 entstanden­e Deckengemä­lde des Dianatempe­ls in Laxenburg.

Nahtlos ins Ausstellun­gskonzept fügt sich der Providenti­a-Brunnen von Georg Raphael Donner, der noch unter der Regentscha­ft von Maria Theresia vom heutigen Neuen Markt abtranspor­tiert wurde. „Nicht weil die Frauenfigu­ren der Herrscheri­n und ihrer Keuschheit­skommissio­n zu freizügig gewesen wären“, räumt Lechner mit einer Legende auf. „Sondern weil es am hoch bleihältig­en Material zu Schäden gekommen war.“

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 ??  ?? Franz Xaver Messerschm­idt: Bronze-Büste von Maria Theresia, 1760
Franz Xaver Messerschm­idt: Bronze-Büste von Maria Theresia, 1760
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EN WI E ER ED LV BE Vinzenz Fischer: Entwurf für ein Deckengemä­lde in Laxenburg

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