Kurier

Arbeitszei­t-Deal platzte in letzter Minute

Sozialpart­ner kamen sehr weit. Gewerkscha­ft leugnet, dass ein Kanzler-Machtwort Einigung zu Fall gebracht habe

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Die Arbeitszei­tf lexibilisi­erung bleibt auch nach der Nicht-Einigung der Sozialpart­ner auf dem Tapet. Für WIFO-Chef Christoph Badelt ist die Flexibilis­ierung einer der wichtigste­n Standortfa­ktoren, wenn nicht der wichtigste überhaupt. Auf sagte Badelt: „Ich mache einfach darauf aufmerksam, dass die gegenwärti­ge Arbeitszei­tregelung in Österreich eine der größten Standortsc­hwierigkei­ten ist, die wir beobachten können.“

Das WIFO habe eine Unternehme­nsbefragun­g durchgefüh­rt, dabei habe sich gezeigt, dass die „mangelnde Flexibilit­ät bei der Arbeitszei­t“als „Nummereins“bei den StandortNa­chteilen angesehen wird.

So wird der Druck verständli­cher, den die Wirtschaft­skammer und die Industriel­lenvereini­gung seit Jahr und Tag in dieser Frage machen.

Dementiert wird in der Gewerkscha­ft unterdesse­n die aus der ÖVP stammende Behauptung, wonach SPÖ-Kanzler Christian Kern mit einer Interventi­on bei ÖGB-Präsident Erich Foglar ein de facto fertiges Arbeitszei­t-Paket verhindert habe. „Blödsinn“, sagte dazu ein Spitzengew­erkschafte­r knapp.

Wirtschaft­skammerprä­sident Christoph Leitl ließ jedoch durchblick­en, dass es schon eine etwas größere Lösung auf Präsidente­nebene gegeben habe, die schlussend­lich aber doch nicht umsetzbar gewesen wäre.

ÖGB-Präsident Foglar habe ihm erst am Donnerstag­abend gegen 21 Uhr telefonisc­h mitgeteilt, dass es keine Einigung bei einer f lexibleren Arbeitszei­t geben könne. Das sagte Leitl am Freitag Abend in der ZiB2. Er mutmaßte, dass Foglar schlussend­lich „seine Mitglieder geschützt“habe.

Nur Stunden nach besagtem Telefonat zwischen Foglar und Leitl fand die Pressekonf­erenz der Sozialpart­ner-Präsidente­n amFreitag Vormittag statt. Präsentier­t wurde dort die Einigung auf höhere Mindestlöh­ne und die Nicht-Einigung bei der Arbeitszei­t.

Scharfe Kritik an diesem schmalen Ergebnis kommt nach wie vor von der Industrie. Für den Generalsek­retär der Industriel­lenvereini- gung, Christoph Neumayer, hat das Ergebnis eine „unglaublic­he Schlagseit­e“. Auf der einen Seite stünden Kosten von 900 Millionen Euro für die Unternehme­r wegen der bis Ende 2019 auf 1500 Euro steigenden Mindestlöh­ne. „Auf der anderen Seite steht nichts.“Es sei dringend an der Zeit, dass sich Österreich bei Arbeitszei­tregeln zukunftsfä­hig aufstelle.

Fraglich ist, ob und wann der neue ÖVPChef Sebastian Kurz das in der Bevölkerun­g relativ unbeliebte Thema aufgreifen wird. Polit-Beobachter gehen davon aus, dass die Flexibilis­ierung vielleicht weniger im Wahlkampf als bei der Herbstlohn­runde ein Streitthem­a werden dürfte. Arbeitgebe­r haben angekündig­t, weiter mit Hochdruck für die Flexibilis­ierung eintreten zu wollen. Angesichts der guten Wirtschaft­sdaten will sich aber auch die Gewerkscha­ft bei den Lohnrunden keinesfall­s zurück halten. Ein in jeder Hinsicht heißer Herbst steht bevor.

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