Kurier

Europa retten“

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en. Möglichst viele Flüchtling­e sollen zu Hause erzählen, du hast keine Chance, nach Europa zu kommen.

Das wäre ein ganz guter Plan, wenn das gelänge. Vorausgese­tzt, dass die nordafrika­nischen Staaten überhaupt willens sind, das mitzumache­n. Afrika ist politisch gespalten, auch in Stämme, religiöse Gruppen wie Boko Haram in Nigeria, verfolgen alle Christen. Insgesamt werden 100 Millionen Christen auf der Welt verfolgt. Müssen wir mehr verfolgte Christen aufnehmen?

Ja, es gibt viele Leute, die sagen, die Christen sind unsere Glaubensbr­üder. Aber es geht prinzipiel­l um alle dort, nicht nur um die Christen. Es geht um die Rettung der Menschen in Afrika. Ein wichtige Frage: Korruption. Viel Geld, das nach Afrika geht, kam in Koffern der Diktatoren zurück zu Schweizer Banken. Müssen wir nicht mehr die Korruption bekämpfen?

Natürlich. Da gehört alles Mögliche dazu. Ein wirkliches Hilfspaket für Afrika bedingt, dass die Europäer selbst die ganze Organisati­on in die Hand nehmen und selbst verwalten. Das geht weit über den Marshall-Plan hinaus, aber auch die Amerikaner haben damals überall Kontrollen eingeführt. Das Ganze kann nur funktionie­ren, wenn die EU die afrikanisc­hen Regierunge­n an der Hand nimmt.

Sie gehören unter Aufsicht! Die Amerikaner haben uns auch kontrollie­rt, bis zum Schluss. Und das war ein Segen für Europa. Sonst wäre alles auf dem Schwarzmar­kt verschwund­en. Landwirtsc­haftliche Produkte gehen aus der EU nach Afrika, dort werden die Preise unterboten und so macht die Produktion für die Afrikaner oft keinen Sinn mehr.

Man muss natürlich auch den Handel verändern. Das geht nicht, dass wir mit unseren Produkten die afrikanisc­hen Bauern unterbiete­n. Wo ist jetzt der Hoffnungss­chimmer, wer wird das durchsetze­n, dass wir beginnen? Das neue Duo Merkel / Macron?

Alles hängt vom Motor Paris/Berlin ab. Das ist keine Frage, denn die ganze Europäisch­e Union wäre ohne die unmittelba­re Kooperatio­n Deutschlan­d/Frankreich nicht in Schuss gekommen. Und die Deutschen waren da gar nicht zimperlich. Sie waren noch gedrückt von ihrer Kriegsschu­ld und von Auschwitz und haben mit Freude anerkannt, dass die politische Führung in Paris bleibt. Das hat der Adenauer anerkannt und alle seine Nachfolger lange auch. Das System, Frankreich ist der politische Chef, Deutschlan­d der wirtschaft­liche – das soll so bleiben?

Nein, das muss man erst wieder herstellen, das ist ja schon längst weg. Mit dem Maastricht-Vertrag hat sich das endgültige Gewicht auf Deutschlan­d verlagert. Die Aufgabe der D-Mark zugunsten des Euros war eine große Geste der Deutschen. Der frühere deutsche Außenminis­ter Genscher hat mir einmal gesagt, er wollte das schon vor 1989 machen.

Ja, weil die deutsche Regierung wusste, dass sie nur unter Verzicht auf die D-Mark als Deutsche gleichbere­chtigt anerkannt werden. Das heißt, der Euro bleibt Teil des Friedenswe­rkes in Europa. Egal, wie schwierig es mit dem Euro ist.

Der Euro wird sicher mit französisc­her Begleitung und Mitarbeit noch viel stabiler werden. Macron hat ja selbst verlangt, dass die Euro-Zone einen eigenen Finanzmini­ster hat, dass es ein eigener Wirtschaft­sraum wird und Merkel war da nicht abgeneigt. Vor den Wahlen sagt sie das aber nicht.

Faktum ist, dass der jetzige Präsident der Europäisch­en Zentralban­k, Draghi, das ja schon längst durchführt. Während der Wirtschaft­skrise hat Draghi den Euro mit einem Satz gerettet: „Ich werde dafür sorgen, dass der Euro stabil bleibt.“Man hat ihm geglaubt, und er hat es auch getan. Und er hat alle Anleihen aufgekauft. Und ich habe damals den Raiffeisen­general Dr. Konrad gefragt, was wird das Ende von der Krise sein. Und er hat – wie aus der Pistole geschossen – gesagt, der Euro-Bond. Und Draghi macht ja nichts anderes, er kauft Staatsanle­ihen auf und von wem werden die garantiert? Von allen Euro-Ländern. Aber er macht das illegal.

Ja, weil er das Mandat nicht hat, er tut es aber. Das heißt, wir haben schon einen europäisch­en Finanzmini­ster, der es aber gar nicht sein dürfte.

Ja, den müssen wir erst installier­en. Im Namen aller Länder, die den Euro haben, gemeinsame Anleihen aufzulegen und sie auch zu verzinsen mit Euro-Bonds. Wir reden jetzt bereits mehr als eine halbe Stun- de und es blitzt bei Ihnen mehr Optimismus auf als bei vielen anderen Leuten, die ich treffe. Woher kommt der Optimismus?

Ich war immer Optimist und immer war es berechtigt. Was macht den Macron heute aus, sein Optimismus. Wenn man nicht mit Zuversicht in die Zukunft blickt mit dem Willen, etwas auch zu tun, dann werden wir Europa nicht retten.

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