Sozialsystem: „Können Lücke nicht schließen“
Interview. Kinderhilfe-Häuser werden heuer 30 Jahre / Geschäftsführerin Sonja Klima erzählt
KURIER: Wie sieht die aktuelle Situation bei Unterkünften für Angehörige schwerkranker Kinder aus? Sonja Klima: Der Bedarf an Apartments steigt Jahr für Jahr. Unser Sozialsystem in Österreich ist sehr gut, trotzdem sind Verbesserungen notwendig. Wir schaffen es nicht alleine, die Lücke im Sozialsystem zu schließen. Derzeit gibt es vier Ronald McDonald Häuser, drei weitere werden gebaut. Der Bedarf ist aber noch größer. Unsere Häuser sollen ermöglichen, dass sozial schwache Familien in unmittelbarer Nähe bei ihren schwer kranken Kindern bleiben können. Warum ist eine Unterkunft für die Familie wichtig?
Ein mehrmonatiger Aufenthalt in Hotels ist für viele schlichtweg nicht leistbar. Manche Angehörige sitzen 24 Stunden in der Klinik und brauchen einen Ort, an dem sie schlafen und duschen können – und gemeinsam mit der ganzen Familie sein können. Ein schwer krankes Kind ist eine Herausforderung für die ganze Familie. Viele Paare trennen sich wegen der Belastung oder langen Trennung voneinander. Wie sind die Häuser konzipiert?
Die Häuser werden so gebaut, dass es gemeinsame Zimmer gibt, meistens Spiel- plätze und Begegnungsräume, sowie die Einzelzimmer, wo man dann einen Rückzugsort hat. Die meisten wollen aber miteinander sein. Es hilft den Betroffenen, wenn sie miteinander reden. Oft braucht es dann gar keinen Psychiater, wenn sich Menschen mit ähnlichen Problemen austauschen können. Was ist das nächste Ziel der Kinderhilfe-Häuser?
Für die Zukunft wünsche ich mir, dass immer mehr Kinder bei uns statt in der Klinik schlafen können. Derzeit sind es etwa 40 Prozent der Kinder. Es spielt eine psychologische Rolle für die Kinder, ob sie in der Klinik oder bei ihrer Familie, in einer Wohnung übernachten. Es hilft Kindern schon sehr, wenn die Familie in der Nähe ist – noch besser ist es aber natürlich, wenn sie auch beieinander schlafen können.