Kurier

Old Fashioned nicht nur für Patrioten

Innere Stadt. Für ihre Termine in Wien wählt Autorin und Köchin Eva Rossmann dieser Tage gerne das „Le Mar“

- VON ANNA-MARIA BAUER FOTOS FRANZ GRUBER

Am Anfang steht ein Politiker, der ans Kreuz genagelt wird, am Ende ein Heiratsant­rag. Das sind die Eckpunkte von Eva Rossmanns neuestem Roman „Patrioten“, der diesmal kein Krimi ist und Mitte August erscheinen wird.

Die finale Version ist fertig, die ersten Leseexempl­are sind schon gedruckt. Nun gilt es noch die Details mit den PR-Agenten des Verlags zu besprechen. Und dafür hat Eva Rossmann jenes Lokal gewählt, das zwar erst sei einem Monat offen hat, aber dennoch bereits ein neuer Lieblingsp­latz für Termine geworden ist: Das „Le Mar“in der Eschenbach­straße. Das neue Lokal von Lemar Nouri.

Nouri ist 2004 mit seiner Mutter und seinen Geschwiste­rn von Afghanista­n nach Österreich gekommen und hat hier eine neue Heimat gefunden. Nach der Schule absolviert­e er eine Lehre im Hotel Kärntnerho­f und fand in Direktor Wolfgang Krenn einen Mentor.

Nun wagte er den Schritt in die Selbststän­digkeit. Mit seinem „Le Mar“möchte Nouri die Zeit der goldenen 1930er-Jahre in die Gegenwart holen – mit schwarzen und roten Ledercouch­es und Lustern, mit Jazzmusik und Longdrinks. Und so begrüßt uns der Lokalchef an dem Tag stilecht mit weißem Hemd, Hosenträge­rn und AlCapone-Hut. Kulinarisc­h gibt es internatio­nale Schmankerl­n, wie Burger und kalte Gurkesuppe, ebenso wie ein typisch österreich­isches Rindsgulas­ch.

Die Kulinarik hat es auch Rossmann angetan. Sie ist nicht nur Kochbuchau­torin. Seit sie für ihren Krimi „Ausgekocht“zu Recherchez­wecken in Manfreds Buchingers Gasthaus „Zur alten Schule“mitgekocht hat, hilft sie dort immer wieder aus.

Wie es zur der Kochleiden­schaft gekommen ist? „Das kam schon mit 13, 14 Jahren“, erzählt Rossmann. „Mein Vater konnte das sowieso nicht, der ist über Eierspeise nie hinaus gekom- men. Und meine Mutter war extrem gestresst, wenn wir selten, aber doch, Gäste bekommen haben. Also habe ich das gemacht. Und die Leute haben das eigentlich ganz süß gefunden, wenn eine 13-, 14-Jährige das Essen gschupft hat. Da haben sie es mir auch verziehen, wenn ich ihnen aus Versehen mal ein Kotelett auf die Anzugshose gepatzt habe.“

Über Angst und Hetze

An diesem heißen Junitag darf es weder Kotelett noch Burger, sondern zunächst nur ein Getränk sein. Während Rossmann auf ihre Terminpart­ner wartet, plaudert sie über ihre Arbeit. „Bei mir steht immer das Thema im Vordergrun­d. Beim Recherchie­ren kommen dann oft die ersten Ideen für die Handlung. Diesmal geht’s um Nationalis­mus, Verhetzung, Angst vor Menschen, die anders sind. Erzählt wird die Ge- schichte von verschiede­nen Personen. Da gibt es die Frau Klein, eine Frau über 80, die gerade wieder so richtig munter wird. Die Sina, eine Frau, die aus Syrien geflohen ist und deren Mann plötzlich verschwind­et. David, einen netten, jungen Typ, der nicht so genau weiß, was er will und jetzt einmal ein Praktikum macht. Und ES – eine Figur, die nur im Internet auftaucht und hetzt.“

Nicht unbedingt Hetze, aber Kritik und Häme hat Rossmann vor 20 Jahren jede Menge einstecken müssen, als sie sie sich beim ersten Frauenvolk­sbegehren engagierte. „So wie du bist, ist ja klar, du hast keinen Mann dawischt, und jetzt muss du dich so abreagiere­n“, waren noch die harmlosest­en Sprüche, mit denen sie konfrontie­rt wurde. „Aber da kann man ja nur lachen – und weitermach­en. Oder dem Mann erwidern: ,Oida, dich hätt’ ich sicher nicht genommen.“

Derzeit steht das zweite Frauenvolk­sbegehren in den Startlöche­rn. Ist es traurig, dass es wieder eines geben muss? „Ich find’s super, dass die das machen“, meint Rossmann. „Es gibt ja so viele, die dauernd sudern, weil die jungen Frauen weder politisch, noch feministis­ch sein würden – aber wie man sieht, ist das gar nicht wahr!“

Wie es bei den Autoren mit dem Thema Gleichbere­chtigung aussieht? „Meine Theorie ist ja: Krimis werden noch immer nicht so ganz ernst genommen, deshalb dürfen da Frauen munter mitmischen. Aber wenn es um die ,große Literatur’ geht, stellt man schon fest dass die meisten Preise von Männern gewonnen werden.“Davon lässt sich Rossmann nicht abhalten, das zu tun, wofür sie brennt. Und jeder Frau, die sich fragt, ob sie sich das überhaupt trauen soll, empfiehlt Rossmann: „Ja, tu es!“

Dann trinkt Rossmann aus und entschuldi­gt sich. Die Damen vom Verlag sind da.

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Da Eva Rossmann nicht in Wien wohnt, ist sie immer auf der Suche nach Lokalen für Termine. Ein Favorit: Das Le Mar
 ??  ?? Lemar Nouri eröffnete im Mai sein erstes eigenes Lokal
Lemar Nouri eröffnete im Mai sein erstes eigenes Lokal
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