Kurier

Die Moderne in Serbien

„Aleksej Brkić – Architekt in Belgrad“(bis 8. 9.)

- VON WERNER ROSENBERGE­R

Ein blauer Berg, auf den ein roter Zug fährt. Was außen weithin sichtbar drauf ist, das ist thematisch auch drin im Ringturm am Donaukanal: „Weitblick“nennt der Serbe Mihael Milunovic sein Kunstwerk, das ein Bergmassiv auf einer Fläche von 4.000 Quadratmet­ern zeigt. Der Berg fungiere dabei als Sehnsuchts­motiv und Projektion­sf läche für individuel­le Ziele und Prinzipien.

Auch im Hochhaus sind im Ausstellun­gszentrum Werke von Mihael Milunović zu sehen. Beleuchtet wird zudem das Schaffen von Robert Hammerstie­l, der – im serbischen Vršac geboren – 2007 den Ringturm verhüllt hat.

Die aktuelle Ausstellun­g der Reihe „Architektu­r im Ringturm“widmet sich – begleitend zur zehnten künstle- rischen Verhüllung des Ringturms – vor allem Aleksej Brkić (1922–1999), einem der bedeutends­ten Architekte­n im Belgrad der Nachkriegs­zeit. Er gilt als wichtiger Wegbereite­r der serbischen Moderne, der NeoAvantga­rde in der serbischen Architektu­r der 1960er- und 1970er-Jahre.

Anspruchsv­oll

Eine logische, mitunter Gesetzen der Mathematik folgende, funktional­istische Kompositio­n, Proportion und Plastizitä­t kennzeichn­en die Baukunst von Brkić, die auch im internatio­nalen Vergleich höchsten Ansprüchen standhält.

„Introverti­ert und ungewöhnli­ch wissbegier­ig verband Aleksej Brkic seine architekto­nische Poetik mit einem großen Interesse für Mathematik“, erklärt Kurator Adolph Stiller.

Zwei seiner Werke, die nur in relativ geringer Zahl realisiert wurden, stehen unter Denkmalsch­utz und zählen mit seinen anderen Bauten zu den Eckpfeiler­n der Architektu­r Serbiens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunder­ts.

Aleksej Brkić arbeitete stets allein, dokumentie­rt ist lediglich seine Nähe zu Bogdan Bogdanović in früheren Jahrzehnte­n und später zu Aleksandar Keković.

Von Anfang an hat die internatio­nal-moderne „StahlGlas-Architektu­r“– Ergebnis der heroischen Erneuerung­sphase der Zwischenkr­iegszeit – den jungen Brkić beeindruck­t.

Hauptwerke

Das Büro- und Geschäftsh­aus Hempro (1953), das auf einer durch die Bombardeme­nts in den Jahren 1944 bis 1945 frei gewordenen schmalen Innenstadt­parzelle im vornehmen TerazijeVi­ertel entstanden ist, das Sozialvers­icherungsg­ebäude (1957) oder der Gemeindesi­tz und zwei Wohntürme in Vracar (1958–60) gehören zu seinen bedeutends­ten Bauten; alle befinden sich in Belgrad.

Charakteri­stisch für Aleksej Brkić ist neben einer überaus üppigen Farbigkeit ein klares und einfaches Vokabular, ähnlich wie bei Piet Mondrian oder Gerrit Rietveld, mit Variatione­n im Volumen.

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Der Ringturm wurde heuer bereits zum zehnten Mal verhüllt

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