Almfeeling im Karstgebirge des Warschenecks
Spital am Pyhrn. Rundwanderung von der Wurzeralm um die Rote Wand
In der sommerlichen Hitze schätzt man eine Aufstiegshilfe besonders. So bringt uns die Wurzeralm-Standseilbahn in wenigen Minuten auf eine Höhe von über 1400 Metern. Eine abwechslungsreiche Rundwanderung mit interessanten Naturphänomenen erwartet uns. Wir folgen dem Weg 201 vorbei am Frauenkar-Lift bis zum Naturschutzgebiet Brunnsteinersee.
Bereits vor 7000 Jahren befand sich an dieser Stelle ein See, der dann verlandete und viel später durch Hangrutschung wieder neu entstand. „Er ist auch Ursprung der Teichl, die sich in unzähligen Mäandern durch das darunterliegende Moor schlängelt, um anschließend wie von Zauberhand bei der „Teichlschwind“im Untergrund zu verschwinden“, erzählt der langjährige Wegund Markierungswart Hans Peter Haberfellner. Erst im Tal taucht sie aus dem Felsgewirr wieder auf und verbindet sich mit dem Pyhrnbach.
Früher gab es Bären
Jetzt richtet sich der Blick auf das gewaltige Felsmassiv des Warscheneck. Kaum zu glauben, dass in einer Höhle weit oben vor mehr als 100.000 Jahren Bären wohnten, wie erhaltene Skelettteile bezeugen. Immer höher zieht sich der Wanderweg entlang des karstigen Talschlusses. Ganz in der Nähe befindet sich eine denkwürdige Tropfsteinhöhle, das „Italienerloch“. Sie wurde von italienischen Arbeitern entdeckt, die beim Bau des Bosrucktunnels um das Jahr 1900 als Arbeiter tätig waren. Immer näher rückt der senkrechte Felsen der Roten Wand. Die markante rote Farbe rührt von dem im Kalk- gestein eingelagerten Eisen. Als „Spitaler Marmor“ist das Gestein auch im „Dom am Pyhrn“, der ehemaligen Stiftskirche von Spital zu bewundern. Schließlich wird der Rote-Wand-Sattel erreicht, von dem es nur mehr wenige Höhenmeter bis zum Gipfel sind. Das Massiv des Warscheneck ist zum Greifen nahe. Eine Gruppe junger Burschen genießt die prächtige Aussicht und feiert die frisch bestandene Matura.
Dümler Hütte
Wie durch einen Magnet werden anschließend alle Marschierer von der Dümler Hütte angezogen. Am Kreuzungspunkt mehrerer Wanderwege gelegen, ist sie ein beliebtes Einkehrziel. Die freundliche Kellnerin Theresa serviert Tellerf leisch und Blunzngröstl – einfach köstlich. Einen letzten Blick gibt es zu den schroffen Felswänden und bizarren Karstformationen des Warscheneck, bevor es auf dem Rundweg 218 über duftende Rasenmatten zurück in Richtung Wurzeralm geht.
In Blickweite der Wurzeralm begrüßt die historische Filzmoosalm den Wanderer. Bereits seit Jahrtausenden wird hier Almwirtschaft betrieben. Regina, die jugendliche Almhirtin, wäscht gerade frischen Salat am Brunnen. Nach den Studienjahren in Wien genießt sie als akademisch geprüfte Landwirtin das Leben auf der Alm – mit 55 Rindern.
„Eine gute Almhirtin kennt alle ihr anvertrauten Tiere und sucht sie täglich im weitläufigen Gelände auf “, sagt sie. Deshalb gibt es heute auch erst am Nachmittag Mittagessen.
Die friedlich um die Hütte lagernden Tiere bestätigen den Spruch des römischen Dichters Petronius Gaius: „Wie der Hirte, so die Herde.“So geht nach einem netten Gespräch diese fünfstündige Rundwanderung bei der Bergbahn zu Ende.