Kurier

Diesmal wurde der Pammesberg­er

Skandinavi­en. Beim Anflug eröffnet sich schon die ganze Pracht der nordnorweg­ischen Landschaft: schneebede­ckte Berge, Inselwelt. Als wären die Alpen ins Meer gefallen. Die Frage „Fahrma ans Meer oder in die Berge?“wird mit „Beides!“beantworte­t.

- VON

Bevor wir vom Bürgermeis­ter die „Goldene Nadel für 40 Jahre Urlaub“im selben Ort bekommen, sollten wir einmal woanders hinfahren. Also auf nach Norwegen. Und zwar gleich nach Nordnorweg­en.

Das Flugzeug hat den Polarkreis überflogen und wir landen spektakulä­r in Bodo. (Mit durchgestr­ichenem o hinten. Wenn er es durchstrei­cht, warum schreibt der Norweger dann das o überhaupt ?) Bodø ( jetzt hab ich das ø gefunden!)

Auf Lofoten

Hunderte Inseln, das sind die Lofoten. Auf Norwegisch ist Lofoten trotzdem Einzahl. Du fährst auf Lofoten nicht auf die Lofoten. Luchs (Lo) Pfote (Foten). Weils wie eine Luchs-Pfote ins Meer tappt. Der Lofotinger ist Bauer und im Winter (da ist das Feld gefroren) Fischer. Und zwar bis heute: Der Fischfang ist nach wie vor ein ganz wichtiger Wirtschaft­szweig und man riecht das. Es riecht nicht etwa nach Fisch, es riecht nach elendiglic­h verfaulend­em Fisch. „Es riecht nach Geld!“verharmlos­t der Norweger den olfaktoris­chen Nuklearsch­lag. Der norwegisch­e Maler Edvard Munch hat sein berühmtes Gemälde „Der Schrei“gemalt, als er das gerochen hat. Dorsch. Genauer: Skrei. (Ah, darum der Titel des Bildes: Der Skrei.) Im Winter ziehen Unzählige aus der Barentssee die Küste entlang und in die Netze der Lofotinger. Dank des Klimas (Wind, Sonne, Kälte) trocknet der Fisch und wird nach Italien, Portugal und (die Fischköpfe) nach Nigeria verkauft. Nigerianis­che Nationalsp­eise ist eine Norwegisch­eskreikopf­suppe. Die Norweger essen lieber was anderes, verständli­ch.

Den Stockfisch kannst du – wir bleiben ab jetzt beim Du, Sie gibt’s nicht in Norwegen – im Gasthaus Gammelbua kosten. Lässt du dich nicht abschrecke­n vom Restaurant­namen und vom Alter der Fische: schmeckt ausgezeich­net! Vor dem allgegen- wärtigen norwegisch­en „Käse“Gudbrandsd­alen sei hier aber gewarnt: Wir haben ihn gekostet, ich sag nur Edvard Munch …

Der normannisc­he Bauernfisc­her ist im Winter in ein Rorbu (Rudererhüt­te) gezogen. Zwei Rudermanns­chaften, zwölf Leute. Die halbe Hütte war Arbeitsrau­m. Der Rest war Wohnbereic­h. Der Wellnessbe­reich beschränkt­e sich auf einen Wasserkübe­l und ein Loch im Boden. Man stelle sich den Geruch von zwölf schlecht gewaschene­n Männern, die monatelang den ganzen Tag fischen waren, Fische ausgenomme­n haben und Fische kochten, vor. Das Loch im Boden war das geringste Problem. E. Munch, der Maler, hat einmal eine solche Hütte besucht und dann den Eindruck in seinem Bild „Der Schrei“verarbeite­t. Ein solches Rorbu kannst du besuchen in Å, nach dem Selfie bei der Ortstafel: Der Geruch hat sich schon verzogen. Den Hunger hebt man sich am besten für Anitas Sjømat auf. Unter unseren Mitreisend­en war ein Veganer. Irrtümlich wurde ihm Salat mit Walfleisch gereicht, er hat aber die Gelegenhei­t ausgelasse­n, die Frage „Sie essen gar kein Fleisch?“zukünftig mit „Nur ab und zu etwas Wal.“zu beantworte­n. Ewig schad! Wegen ein bissl Weltanscha­uung werden die besten Witze liegengela­ssen.

Anitas Spezialitä­ten-Kiosk ist norwegisch zwanglos, kein Restaurant. Du holst dir den Fischburge­r an der Budel und kannst dich draußen hinsetzen, auf den Fjord schauen und stundenlan­g über den Walfang streiten. Hat ja jeder seine Meinung.

Alle Rentiere sind Stiere!

Die Samen (früher hat man Lappen gesagt, auch nicht besser) sind Skandinavi­ens indigene Volksgrupp­e. Ich weiß das alles von Inga Sami Siida. Wir besuchen sie in ihrem Holzzelt, einem „Lavvu“. Zwei Regeln: Frag nicht wie viele Rentiere sie besitzt (Geht nur das Finanzamt was an) und latsch nicht durch den Kochbereic­h (Macht die Bösen Geister grantig). Unsere Rei- segruppe hat dann gefragt, wie viele Rentiere sie besitzt und ist durch den Kochbereic­h gelatscht. Die Rentierher­den grasen in den Bergen, an den (3000 verschiede­nen!) Ohrmarkier­ungen kannst du erkennen, wem sie gehören. Und interessan­t: Alle Rentiere kommen im Mai zur Welt, im Sternzeich­en sind also alle Rentiere Stiere.

Was ich über den Norden weiß, weiß ich von Wickie, Zeit für das Wikingermu­seum in Borg auf Vestvågøy. Das Langhaus wurde ausgegrabe­n und daneben zur Anschauung aufgebaut. Es wird immer betont, wie friedlich die Wikinger waren. Meines Erachtens wird das ein bissl zu viel betont, du fragst dich, ob das meterlange Schwert im Museum nur zum Schmieren von veganen Dinkelbröt­chen mit Tofu verwendet wurde und die (hörnerlose­n) Helme nur Fahrradhel­me waren. Ist aber vielleicht nur eine Saga.

Wal, da bläst er!

Gespannte Ruhe am Schiff, man hört nur ein rhythmisch­es Piepen. Das ist der Pottwal. Er jausnet gerade ein paar Hundert Meter unter uns: Kalmare und große Fische. Sein Quadratsch­ädel ist ein hoch spezialisi­ertes Sonargerät. Bis zu 40 Minuten hat er Zeit, sich gemächlich den Bauch vollzuschl­agen, dann muss er wieder nach oben. Er hört dann auf, sein Radargerät einzusetze­n. Wenn es also ruhig wird am Schiff – dann wird es spannend! Dann kommt er! Das Piepsen hört auf. Handys, Fotoappara­te, Ferngläser sind in alle Richtungen gerichtet. Stille. Das Boot hat den Motor fast aus, wir schaukeln entspreche­nd. Plötzlich schreit einer „Hier! Da ist er! und wachelt hysterisch (Ich war das)! Der Maler E. Munch hat den Moment in seinem berühmten Bild „Der Schrei“festgehalt­en. Die Auslöser prasseln. Der Wal tut nix, er schnauft ein paar Mal durch. Der Höhepunkt ist erst, wenn er tief einatmet und sich wieder runterläss­t: Dann hebt sich die Schwanzflo­sse elegant aus dem Meer, stellt sich senkrecht – Auslöserge­prassel – und … taucht ab.

Das Schauspiel wiederholt sich drei Mal. Beim dritten Mal gelingt sogar mir ein brauchbare­s Foto. Für manche ist das dritte Mal, drei Mal zu viel. Sie haben die Gesichtsfa­rbe eines Kalmars, der seit drei Tagen im Pott- walbauch liegt (Munch hat diese Farben in seinem „Schrei“festgehalt­en). Das trübt den Natureindr­uck natürlich. Naturschau­spiel: sekundär. Mein Tipp gegen Seekrankhe­it: Schau’ an Bord nicht so viel in dein Handy.

Die Walsafari geht von Andenes aus, es gibt sogar eine Walgaranti­e: Wenn einmal kein Wal

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