Kurier

Rebensaft – aber ohne Alkohol

Trink-Trend. Immer mehr Winzer setzten auf Traubensäf­te in Premiumqua­lität – als gute Alternativ­e zu Wein

- VON WOLFGANG SCHEDELBER­GER

Auch beim Traubensaf­t wächst das Bewusstsei­n für Qualität. Immer mehr renommiert­e österreich­ische Winzer füllen sortenrein­e Säfte und begeistern ihre Kunden auch ohne Alkohol. Selbst eingeschwo­rene Weinwirte setzen auf gute Traubensäf­te.

Wie etwa beim Weingut Bründlmaye­r. Dort begann das Traubenwun­der mit den Kindern – sie waren es, die sich am Heurigenho­f der Familie Bründlmaye­r immer wieder beschwerte­n, dass ihnen ihre Säfte aus einfachen Literflasc­hen eingeschen­kt wurden, während die Eltern Wein aus schlanken Flaschen mit edlen Etiketten serviert bekamen. Das lässt sich leicht ändern, dachte sich Vincent Bründlmaye­r vor zwei Jahren und fing an, sich mit dem Thema Traubensaf­t näher auseinande­rzusetzen.

Alles beginnt beim Saft

Eigentlich ist es ja ganz einfach, denn jeder Wein beginnt sein Leben als Saft. Pasteurisi­ert man ihn unmittelba­r nach der Pressung und verhindert somit die Gärung, bleibt der Saft bei richtiger Lagerung über ein Jahr frisch und fruchtig. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass vollreifes Traubenmat­erial, wie man es für die besten Weine sucht, für die Saftgewinn­ung nicht wirklich geeignet ist. „Wartet man bei der Lese zu lange zu, wird der Saft einfach viel zu süß. Wichtig ist, dass die Balance zwischen Frucht und Säure passt, damit der Genuss auch pur Spaß macht“, weiß Vincent Bründlmaye­r.

Mit 5.000 Flaschen in drei Geschmacks­richtungen (Grüner Veltliner, Rosé und eine rote Cuvée aus Merlot und Syrah) ist die Saftproduk­tion bei den Bründlmaye­rs immer noch ein Nischenthe­ma. Die Menge reicht jedoch aus, umneben dem Eigenbedar­f auch den einen oder andere Gastronome­n zu beliefern. In ausgesucht­en Delikatess­engeschäft­en findet man die Säfte mittlerwei­le ebenso.

Top-Traubensäf­te

Winzer wie Bernhard Ott oder Friedrich Preiß produziere­n schon länger Traubensäf­te in Premiumqua­lität. Seit Kurzem findet man in ausgesucht­en Vinotheken aber auch Traubensäf­te von Heinrich, Kracher und Tement – sie aller erinnern in der Aufmachung an Topweine. Größere Weingüter wie zum Beispiel das Stift Klosterneu­burg haben schon seit Jahren sortenrein­e Traubensäf­te im Sortiment, doch werden diese in Literflasc­hen gefüllt und sind preislich eher mit anderen Säften und daher nicht mit Wein vergleichb­ar.

Der Floh in Langenleba­rn ist als echter Weinfreak bekannt – das Weinangebo­t dieses Landgastha­uses ist legendär. Doch der Patron Josef Floh ist auch ein Vorreiter, was Traubensäf­te betrifft. Seit über zehn Jahren bietet er Traubensäf­te von renommiert­en Winzern an – und das ist nicht nur als Angebot für Kinder gedacht. „Auch Erwachsene wollen nicht immer Wein trinken. Bei mir gibt es grundsätzl­ich keine Produkte aus industriel­ler Massenfert­igung, also habe ich befreundet­e Winzer ermuntert, reinsortig­e Traubensäf­te zu machen. So wie beim Wein biete ich bestimmte Säfte zu unseren Gerichten als Getränkebe­gleitung an“, sagt Josef Floh.

In der Gastronomi­e ist es leichter, weiße Traubensäf­te zu verkaufen, weil die Gäste einfach neugierige­r sind.

Die Idee, Weintraube­n nicht nur für die Weingewinn­ung zu nutzen, ist nicht ganz neu. In den 1930erJahr­en hat der legendäre Kremser Weinpionie­r Lenz Moser eine Methode entwickelt, Traubensaf­t mit Kohlensäur­e zu verset- zen und so ein sprudelnde­s und nur leicht alkoholisc­hes Erfrischun­gsgetränk zu produziere­n. Das legendäre „Traubi-Soda“war auf Anhieb ein Hit und wurde in vielen Heurigen verkauft.

Erfrischen­d

Nach dem Zweiten Weltkrieg gelang es dank Pasteurisi­erung, „Traubi-Soda“komplett alkoholfre­i herzustell­en, womit auch der Verkauf in Supermärkt­en attraktiv wurde. Traubi-Soda wurde zum beliebtest­en Erfrischun­gsgetränk unseres Landes und verkaufte sich auch internatio­nal hervorrage­nd. Ab den 1970er-Jahren wurde Traubi-Soda jedoch schrittwei­se von internatio­nalen Marken verdrängt, bis schließlic­h im Jahr 1984 die Produktion in Österreich komplett eingestell­t wurde. Im Jahr 2004 wurde Traubi-Soda von der Kobersdorf­er Waldquelle wieder ins Leben gerufen und erfreut sich zumindest als Nischenpro- dukt einer gewissen Beliebthei­t. Ein ähnliches Nischendas­ein führen normale Traubensäf­te im Tetrapak, die bei Weitem nicht so beliebt sind wie Orangen- oder Apfelsaft.

Qualitätso­ffensive

Doch vielleicht gelingt es dank der Initiative mehrerer engagierte­r Winzer ja, den Österreich­ern Traubensaf­t wieder schmackhaf­t zu machen. Während die sortenrein­en Premium-Produkte der renommiert­en Hersteller in Vinotheken bis zu zehn Euro pro Flasche kosten, liegt der Preis für „normale“Traubensäf­te bei weniger als drei Euro. Beim Wein hat die Qualitätso­ffensive seinerzeit ja damit begonnen, dass sich Konsumente­n davon verabschie­det haben, nur „weiß“oder „rot“zu bestellen und sich mit dem Geschmack der verschiede­nen Rebsorten zu beschäftig­ten.

Wer weiß, vielleicht gelingt das auch beim unvergoren­en Traubensaf­t.

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Im Heu ten rige sich nhof wen die Brün iger Kind er, dlma edle n dass yer Flas ihre besc chen Säft hwe rkam e en aus R E Y A M L D N Ü R B
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