Bon anniversaire Pierre Cardin
95 Jahre. Heute hat der Grandseigneur der Modewelt, Pierre Cardin, Geburtstag. Noch immer aktiv, regiert er cool sein selbstgeschaffenes, weltumspannendes Multi-Universum
Genau heute vor 95 Jahren, am 22. Juli 1922, wurde Pierre Cardin in der Nähe von Venedig geboren. Groß feiern wird er seinen Geburtstag nicht. Bei einem Besuch des Musée Pierre Cardin während der Männershows vergangene Woche in Paris verrät seine Assistentin, Renée Taponier, dem KURIER: „Er mag es nicht, wenn der Geburtstag erwähnt und ihm gratuliert wird.“
Ein Sturz hatte es auch verhindert, dass er am 16. Juni an der festlichen Eröffnung einer großen Retrospektive „Pierre Cardin: 70 Years of Innovation“in Newport im US-Staat Rhode Island teilnehmen konnte. Sein Neffe, Rodrigo Basilicata, vertrat ihn mit der Botschaft an die Gäste: „Mein Onkel hat noch unzählige Ideen und ich starte mit der Umsetzung. Er will sein Unternehmen nicht verkaufen und zum Einsiedler werden.“
Schon als Kind übersiedelte Pietro Cardini mit seinen Eltern nach Frankreich. Um Geld zu verdienen, begann er eine Schneiderlehre in Vichy. Nach dem Krieg geriet er in Pariser Künstlerkreise, arbeitete im Modehaus Paquin und Schiaparelli, lernte Jean Cocteau kennen und stattete für ihn den Film „Die Schöne und das Biest“aus. Dann öffneten sich ihm die Tore bei Dior und er arbeitete 1947 an dessen legendärem „New Look“ mit. 1950 gründete Cardin sein eigenes Atelier. Bald übersiedelte er in die Rue Faubourg SaintHonoroé. Alles immer mit einem Wunsch: „Als kleiner Junge träumte ich davon, groß zu sein. Groß im doppelten Sinn: erwachsen und jemand zu werden, der auf der Welt zählt.“
Das ist ihm durch innovative Ideen und harte Arbeit mehr als gelungen. Cardin gehören allein in der Rue du Faubourg neun Häuser. Dazu das legendäre Maxim’s, das Schloss des Marquis de Sade in Lacoste (wo am 15. Juli das von ihm gegründete Festival mit großartigen Künstlern beginnt), das Bubble Hause an der Cote d’Azur...
Cardin gilt als Couturier und Hotelier, als Provokateur und Meister der Eleganz, als Minimalist und Mäzen, als Theatermacher und vor allem König Midas der Lizenzen (mehr als 300 sind es noch immer, von der Brille bis zum Kuli).
1959 wurde er (nur für kurze Zeit) aus dem Olymp der Haute Couture verbannt, als er einer der ersten Modeschöpfer war, der eine Prêt-à-Porter-Kollektion zeigte. Auch noch im Kaufhaus „Au Printemps“, damit jeder seine Mode kaufen könnte. Bald machten ihm auch das alle Kollegen nach.
Legendär seine Mode, seine Möbel, seine Auszeichnungen, seine Parfüms. Als erster Modeschöpfer wurde er in die ehrwürdige Académie Française gewählt. Sein Motto: „Ich liebe es, im Absoluten zu entwerfen, ohne Begrenzung und ohne Einschränkung.“