Happy Birthday, Beagledame!
Zu ihrem siebenten Geburtstag schenkte mir Daria eine Lektion in Zufriedenheit.
An Darias siebentem Geburtstag habe ich (mit vielen Jahren Verspätung) etwas verstanden. Und zwar die Textzeile eines selbst gemachten Liedes, das mir ein Mann geschenkt hat, als die Jahreszahlen noch mit „1“begannen. Die Zeile hieß: „Die Schwere hat kein Gewicht.“Ich hielt das damals für ein Wortspiel ohne Gewicht. Schon als der Hund drei war, sagte meine Freundin im Urlaub: „Schau dir Daria an, sie sitzt da wie ein Buddha.“Gemeint war nicht die Leibesfülle, sondern ihre freundliche Gelassenheit mitten im Starkregen emotionaler Gewitter, die sich rund um sie entluden; ihr reines, lockeres Gewahrsein, auf das auf brausend gestrickte Zweibeiner oft jahrelang erfolglos hinmeditieren.
Darias Fell schluckte die Tränen der Kinder, die einander bekriegten, und zwar die aller Parteien. Rastlosen Erwachsenen legte sie den Kopf in den Schoß, bis völlige Ruhe einkehrte. Dicke Luft schien sie, wie selbstverständlich, einzusaugen und als frische Brise wieder auszuatmen. Sogar dem Allertraurigsten rang sie noch ein Lächeln ab. So ist Daria. Ende Juni hatte sie Geburtstag. Mir war an dem Tag nicht nach Feiern zumute. Daria auch nicht. Sie hatte Durchfall und stellte das im Keller eindrucksvoll unter Beweis. Beim Putzen dachte ich: „Heute also keine Geburtstagssülze für den Hund.“Statt der alljährlichen Fleischtorte gab es zum Geburtstag gatschigen Reis mit Karotten.
Und es schien ihr nichts auszumachen, sie kam genauso begeistert dahergelaufen und leerte ihre Schüssel mit großem Appetit. Dann putzte sie jedes einzelne Reiskorn rund herum weg und seufzte zufrieden.
Da musste ich zum ersten Mal lachen. Während ich meine seelische MagenDarm-Grippe zelebrierte, nahm Daria ihre körperliche einfach zur Kenntnis und macht sich einen schönen Tag. Vier Mal führte sie mich zum Gassi-Gehen aus. Jedes Mal spürte ich eine deutliche Besserung. Und am Abend vorm Schlafengehen legte sie ihre Schnauze in meine Hand und schaute mich prüfend an.
„Ja, ja, ich hab’s kapiert,“, lachte ich, „die Schwere hat gar kein Gewicht“. Dann schliefen wir zufrieden ein.