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Kern gegen Koalition mit Pilz: Das hieße, alle Sünden zu büßen

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Während Peter Pilz noch überlegt, ob er antritt, erteilt Kanzler Kern einer Koalition mit Pilz eine Absage. Diese Woche am Donnerstag wird der Nationalra­t die laufende Gesetzgebu­ngsperiode vorzeitig beenden und den Weg für Neuwahlen freigeben. Mit diesem Beschluss endet automatisc­h die Zeugenbefr­agung im Eurofighte­r-Untersuchu­ngsausschu­ss. Unklar ist weiterhin, ob Peter Pilz mit einer eigenen Liste bei der Nationalra­tswahl kandidiert. Im Ö1-Morgenjour­nal sagte er am Montag, er brauche noch „ein bis zwei Wochen“, um sich „persönlich“zu entscheide­n. Potenziell­e Mitstreite­r von Pilz wie der grüne Abgeordnet­e Bruno Rossmann sind darüber nicht allzu erbaut. „Es ist völlig offen, ob ich mich für die Seite der Grünen entscheide oder für die Seite von Pilz. Ich kenne bis zur Stunde weder Kandidaten einer Liste Pilz noch deren Inhalte. Bevor ich nichts weiß, kann ich nichts sagen. Ich kaufe sicher nicht die Katze im Sack“, sagt Rossmann zum KURIER. Rossmann gilt neben Karl Öllin

ger als einer jener Abgeordnet­en, die Pilz mit ihrer Unterschri­ft das mühsame Sammeln von Unterstütz­ungserklär­ungen für eine Nationalra­tskandidat­ur ersparen könnten. *** Wenn man drei Abgeordnet­enuntersch­riften hat, ist eine Kandidatur für den Nationalra­t nicht allzu mühsam. Mindesterf­ordernis für ein bundesweit­es Antreten: Pro Bundesland ein Kandidat. Dieser eine Name kann in einem Regionalwa­hlkreis und auf der Landeslist­e des betreffend­en Bundesland­es eingereich­t werden. Dieselben neun Namen dürfen auch auf der Bundeslist­e stehen. Mit diesem Mindesterf­ordernis an neun Kandidaten darf eine Liste in allen 39 österreich­ischen Wahlkreise­n Stimmen sammeln. Bekommt sie bundesweit vier Prozent zusammen, ist die Liste im Nationalra­t.

Pilz müsste also nicht 39 Kandidaten für alle Regionalwa­hlkreise finden. Weiters müssen die Regionalwa­hlkreiskan­didaten nicht dort wohnen, wo sie kandidiere­n. Theoretisc­h können 39 Wiener quer durch Österreich verteilt als Regional- und Landeswahl­vorschläge eingereich­t werden.

Der diesbezügl­iche Präzedenzf­all war Hans Peter Martin bei der Nationalra­tswahl 2006. Er kandidiert­e in Wien in nur einem der sieben Wahlkreise, stand aber dennoch in ganz Wien auf dem Stimmzette­l. Den Einzug in den Nationalra­t verfehlte Martin trotzdem. *** Wie der KURIER berichtete, wird in Polit-Zirkeln bereits von einer Sammel-Koalition aus SPÖ, Grünen, Pilz und Neos geträumt. Pilz selbst sagt Ja, er wolle „Schwarz-Blau verhindern“. Doch Kanzler Christian

Kern erteilt diesem Ansinnen eine Absage. „Sicher nicht“würde er eine Koalition mit Peter Pilz machen. Da säßen nämlich die Exponenten einer gespaltene­n Partei – Ulrike Lunacek von den Grünen und Pilz als grüne Abspaltung – spinnefein­d nebeneinan­der in einer Koalition. „So eine Regierung hieße, alle Sünden abzubüßen“, sagt der Kanzler im kleinen Kreis. daniela.kittner@kurier.at

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