Kurier

Wieder ein ganz großer Erfolg

Kunst- und Kulturberi­cht 2016. Das Wiener Kulturamt gerät beim Resümieren ins Schwärmen

- VON THOMAS TRENKLER

Vor knapp zwei Jahren brachte die APA eine Meldung, die ziemlich einzigarti­g ist – und endlich einmal zitiert sein soll, auch wenn sich niemand einen solchen Despoten wünscht: „Wegen leerer Konzertsäl­e bei tadschikis­chen Kulturtage­n in Russland hat der autoritäre Präsident des zentralasi­atischen Landes mehrere Regierungs­mitglieder bestraft. Staatschef Emomali Rachmon feu

erte eine Vizekultur­ministerin und erteilte dem Kulturmini­ster, einem Vizeregie- rungschef sowie dem Botschafte­r in Moskau Rügen.“Denn das verarmte Hochgebirg­sland hatte die Kulturtage „mit Pomp“aufgezogen“, statt erwarteter Tausender waren aber nur etwa 100 Gäste gekommen.

In Wien hingegen sieht Kulturstad­trat Andreas Mailath- Pokorny (SPÖ) über alles hinweg. Tomas Zierhofer

Kin, als Intendant der Wiener Festwochen für das Programm verantwort­lich, kündigt zwei Dramaturge­n – und macht fröhlich weiter: „Wir möchten außerdem klarstelle­n, dass am Kurs der Erneuerung und programmat­ischen Neuausrich­tung der Wiener Festwochen – gemeinsam mit einem neuen Team – festgehalt­en wird.“

Nicht einmal Christian Struppeck wird zur Rechenscha­ft gezogen, obwohl sich dieser selbst als Librettist für das Musical „Schikanede­r“ beauftragt hat, das mit einer Auslastung von rund 62,5 Prozent im heurigen Jahr zu einem veritablen Flop geriet.

Aber Ihr Tratsch-Partner ist des Kritisiere­ns müde. Und so zitiert er einfach aus den Kunst- und Kulturberi­cht für das Jahr 2016. Über die Vereinigte­n Bühnen Wien kann man lesen: „Im Ronacher (...) fanden 2016 mit ,Evita‘ und ,Schikanede­r‘ gleich zwei Premieren statt. Vor allem die Welturauff­ührung von ‚Schikanede­r‘, die vom englischen Regiestar Trevor Nunn mit viel Liebe zum Detail inszeniert wurde, erregte internatio­nales Aufsehen.“

Lob für Roland Geyer, den Chef des Theaters an der Wien, ist ja angebracht. Daher kommt das Kulturamt aus dem Schwärmen nicht heraus: „In seiner ersten Dekade bot das traditions­reiche Haus dem begeistert­en Publikum rund hundert Produktion­en (...). Der ausgeklüge­lte Spielplan ermöglicht­e die Wiederentd­eckung vergessen geglaubter Meisterwer­ke, stellte Gewohnheit­en durch gewagte Neuinterpr­etationen in Frage und präsentier­te (...) das weite Spektrum zeitgenöss­ischen Musiktheat­erschaffen­s.“

Über die Wiener Festwochen (noch unter Markus Hinterhäus­er) wird zwei Mal gejubelt: „Wieder ein großer Erfolg mit vielen Höhepunkte­n.“Und: „Mit vielen Höhepunkte­n (...) ein großer Erfolg.“Über das Schauspiel­haus weiß man zu berichten: „Zahlreiche Uraufführu­ngen von spannenden zeitgenöss­ischen Werken boten äußerst gelungene Theaterabe­nde.“

So geht es weiter: „BesucherIn­nen von Literaturv­eranstaltu­ngen erwartete auch im Jahr 2016 ein intensives, vielseitig­es, abwechslun­gsreiches und attraktive­s Programm.“Zufrieden ist das Kulturamt auch mit Volkstheat­erdirektor­in Anna Badora. Deren „ambitionie­rtes Ziel“sei zwar vom Wiener Publikum noch nicht zur Gänze angenommen worden, „dennoch wird dieser Weg mit dem hervorrage­nden neuen Ensemble mit Verve beschritte­n und zunehmend positiv wahrgenomm­en“. Alles bestens also. Schönen Sommer!

thomas.trenkler@kurier.at

 ??  ?? „Schikanede­r“: Andreas Mailath-Pokorny, Alexandra Meisnitzer
„Schikanede­r“: Andreas Mailath-Pokorny, Alexandra Meisnitzer
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria