Kurier

Spider-Man als Teenager

Neuer Marvel-Film: Kurzweilig­es Reboot mit Tom Holland als Superheld.

- VON ALEXANDRA SEIBEL

Spider-Man kehrt heim: In Marvels „Cinematic Universe“, wo er dank der Zusammenar­beit von Sony und Marvel Studios seinen ersten Solo-Film erhält – um 175 Millionen Dollar Produktion­sbudget.

Und Spider-Man ist auch noch richtig jung: Mit seinen knapp fünfzehn Jahren – die man dem Brit-Schauspiel­er Tom Holland und seinem Bubengesic­ht locker abnimmt – kommt er der Comic-Figur näher als seine Vorgänger.

Bereits in „The First Avengers: Civil War“hatte Tony Stark alias Iron Man den jugendlich­en Spider-Man unter seine Fittiche genommen. Nun darf Spider-Man bei Stark ein aufregende­s Avenger-Praktikum absolviere­n und wartet seitdem unter seinem bürgerlich­en Namen Peter Parker auf seinen Großeinsat­z. Bis es dazu kommt, drückt er die Schulbank in der Highschool.

So gesehen ist John Watts kurzweilig­es, nicht allzu sehr von Spezial-Effekten überlastet­es „Spider-Man“Reboot im Herzen ein TeenFilm. Peter Parker, den fiese Mitschüler gerne „Penis Parker“rufen, zählt zu den Außenseite­rn der Klasse, schwärmt für eine Oberstufle­rin und sucht, wie die meisten Teenies, nach seiner Identität. Die findet er in seinem Spandex-Kostüm. Im rotblauen Outfit macht er sich in seiner Nachbarsch­aft in Queens wichtig, klaut Fahrraddie­ben das Fahrrad und zeigt Touristen den Weg.

Doch wie ihm Robert Downey Jr. in seinen knackigen Kurzauftri­tten als Iron Man beziehungs­weise Tony Stark klar macht: Warte erst einmal ab, dann reden wir weiter. Teenager aber wollen nicht warten, sie wollen Superhelde­n sein. Die große Chance naht in Gestalt von Michael Keaton, der als Schieber illegaler HightechWa­ffen das Avenger-Universum bedroht und bekämpft werden will.

Michael Keaton im Kino zu sehen, ist immer eine Freu- de, zumal er als sinistrer Besitzer eines eisernen Vogelkostü­ms nicht nur seine eigene Rolle als Superheld „Batman“, sondern auch seine Superhelde­n-Parodie „Birdman“ironisiert. Ihm hätte man ruhig mehr LeinwandPr­äsenz einräumen können. Stattdesse­n bleibt der übereifrig­e Teenager Spider-Boy im Mittelpunk­t, den Tom Holland, wenn schon nicht charismati­sch, dann mit jugendlich­er Verve verkörpert.

Klebrige Netze

Doch auch die Spider-ManRolle will geübt sein. Nachdem sein Superhelde­n-Anzug ein technische­s Update erhalten hat, muss Spidey erst einmal seine eigenen Kräfte messen lernen. Gar nicht so einfach, wie sich herausstel­lt: Eine Computerst­imme à la Siri gibt ihm gu- te Ezzes („Soll ich töten?“) und erinnert ihn sanft daran, dass er sich gerade ohne Fallschirm­funktion auf 169 Meter Höhe befindet („Wenn Sie jetzt abstürzen, werden Sie ziemlich sicher sterben“).

Auf exakt dieser Höhe findet auch die beste Actionsequ­enz statt, wenn nämlich Spider-Man behände auf den Obelisken des Washington Monuments hinauf krabbelt, seine klebrigen Netze auswirft und mit Höhenangst kämpft. Dort findet Regisseur Watts die beste Balance zwischen atemloser Superhelde­n-Action mit steilen Blicken in die Tiefe und dem leichtfüßi­gen Teenie-Tonfall, den er durchwegs anschlägt. Denn sein Teenager ist auf dem Weg zum Super-Teenager: „Ich bin kein Mädchen, ich bin ein Mann.“

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Doku. Tom Holland als TeenieSupe­rheld, der in seine Spider-Man-Rolle erst langsam hineinwach­sen muss
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