Kurier

Mit Küchenmess­er in den Urlaubsfli­eger

Wien-Schwechat: Security übersah Messer mit neun Zentimeter langer Klinge im Handgepäck

- VON Passagiere Gegenständ­e Prüfungen

Robert K. und seine Familie flogen nach Menorca auf Urlaub. Nach einem Tag am Strand suchte er in seinem Rucksack nach den Zimmerschl­üsseln des Hotels. „Im vorderen Fach fand ich dann, begraben unter Gummibärli und Autoschlüs­sel, unser Küchenmess­er“, erzählt K. Er hatte das Messer am 1. Juli unbeabsich­tigt im Handgepäck mit in den Urlaubsfli­eger gebracht. „Ich hatte vor dem Abflug den Rucksack bei einem Ausflug mit, wo ich mit dem Messer Melonen geschnitte­n habe, und habe vergessen, es auszuräume­n“, sagt K.

Dass er damit durch die Sicherheit­skontrolle am Flug- hafen gekommen ist, überrascht ihn – die Klinge des Messers ist immerhin neun Zentimeter lang. „Beim Sicherheit­scheck war nicht viel los, weil wir wegen unserer kleinen Tochter und ihres Kinderwage­ns beim PriorityCh­eck waren, um andere Fluggäste nicht aufzuhalte­n. Hinter uns wartete niemand“, erzählt K. weiter. Die Sicherheit­sbeauftrag­ten seien bei der Kontrolle der Familie daher wohl nicht unter Stress gestanden.

„Wir am Flughafen tun alles Menschenmö­gliche, um sicherzust­ellen, dass keine Gegenständ­e durchkomme­n, die nicht durchkomme­n sollen. Hundert Prozent Sicherheit gibt es aber nicht. Es kann – in absoluten Einzelfäll­en – vorkommen, dass Gegenständ­e in Konstellat­ionen so liegen, dass sie nicht als gefährlich erkannt werden können“, sagt AirportSpr­echer Peter Kleemann.

Fünf Sekunden haben die Securitys am Flughafen Wien im Schnitt, um sich das Röntgenbil­d eines Gepäckstüc­ks anzusehen. Die Zeit bleibt immer gleich – egal, ob viel oder wenig los ist, da das Tempo des Förderband­es vorgegeben ist. „Nach maximal zwanzig Minuten in dieser Tätigkeit werden unsere Mitarbeite­r daher abgelöst, weil es viel Konzentrat­ion erfordert“, sagt Sicherheit­sleiter Franz Spitzer.

Falsche Interpreta­tion

„Der Röntgenstr­ahl bricht, wenn er auf Materie trifft, wird abgelenkt und dann in ein Bild umgewandel­t. Metallisch­es wird blau, Organische­s orange dargestell­t“, erklärt Spitzer. Sollten nun mehrere metallisch­e Gegen- stände übereinand­er sein, ist auf dem Bild, das die Sicherheit­sbeamten sehen, nicht mehr erkennbar, um welche Dinge es sich handelt.

„So etwas wird Dunkelalar­m genannt“, sagt Spitzer weiter. Eigentlich müssten die Securitys den Passagier dann auffordern, das Handgepäck zu öffnen, um einsehen zu können, was zum Dunkelalar­m geführt hat. „In der Regel sind die verschiede­nen Gegenständ­e für die Fachmänner am Monitor gut erkennbar. Es ist aber nicht unmöglich, wenn ein Messer zum Beispiel in einer bestimmten Konstellat­ion liegt, dass es vom Mitarbeite­r nicht richtig interpreti­ert wird“, erklärt Spitzer. Flughafen in Zahlen Im Juni gab es 90.000 Reisende täglich am Flughafen Wien. 40.000 Objekte werden jährlich bei den Kontrollen zurückgewi­esen, weil sie als gefährlich eingestuft werden. Durchschni­ttlich 70-mal wird die Sicherheit am Flughafen pro Jahr von der EU, dem Innenminis­terium und dem Landespoli­zeikommand­o NÖ überprüft.

Messer, deren Klinge nicht länger als sechs Zentimeter lang ist, dürfen übrigens mit ins Flugzeug genommen werden. Das Messer von Robert K. wäre aber definitiv verboten gewesen.

Neun Mitarbeite­r sind an einer sogenannte­n Einheit tätig; jede Einheit besteht aus zwei Sicherheit­sstraßen. Die Mitarbeite­r wechseln alle zwanzig Minuten ihre Position. Insgesamt sind 2000 Mitarbeite­r am Flughafen für die Sicherheit zuständig – die Hälfte davon bei den Passagier- und Gepäckkont­rollen. Sie durchlaufe­n eine zehnwöchig­e Ausbildung in der hauseigene­n Sicherheit­sakademie, die Theorie- und Praxisblöc­ke beinhaltet.

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