Kurier

Pilz-Bilanz: „Erster Untersuchu­ngsAusschu­ss ohne Kindergart­en“

Eurofighte­r. Zwei Anzeigen – gegen Ex-Minister Darabos und EADS – sind das Ergebnis des U-Ausschusse­s.

- VON IDA METZGER

Beim Abschied wirkte der UAusschuss-Veteran müde und erleichter­t – doch es war kein Hauch von Wehmut zu spüren. Eigentlich erstaunlic­h. Ist es doch gut möglich, dass Peter Pilz im Herbst nicht mehr bei der möglichen Fortsetzun­g des Eurofighte­r-UAusschuss­es mit an Board ist. „Sentimenta­lität liegt mir nicht. Ich weiß nur eines: Als Grüner bin ich im Herbst nicht mehr dabei“, scherzt Pilz.

Nach 30 Jahren Schurkenja­gd in Skandalen wie Noricum, Lucona, Bawag und Eurofighte­r war das der „erste erwachsene Untersuchu­ngs-Ausschuss ohne Kindergart­en.“Die Neuauflage des Eurofighte­r-Ausschusse­s erfüllte zumindest aus Pilz’ Sicht alle Erwartunge­n.

Anzeige gegen Darabos

Launig rechnet er vor allem mit Ex-Verteidigu­ngsministe­r Norbert Darabos und ExKanzler Alfred Gusenbauer ab. Die Korruption­svorwürfe gegen die beiden früheren Regierungs­mitglieder der SPÖ haben sich im Ausschuss nicht erhärtet. Der verpfuscht­e Vergleichs­deal mit EADS habe vielmehr machtpolit­ische Motive. „Bei den damaligen Koalitions­verhandlun­gen mit der ÖVP hat sich gezeigt, dass der Sozialfigh­ter Gusenbauer nur Kanzler wird, wenn auch er zum Eurofighte­r wird“, schildert Pilz. Also schickte Gusenbauer das „Verhandlun­gsgenie Darabos“(O-Ton Pilz) los, um einen Vergleichs­deal zu holen, damit wenigstens ein Bruchteil des Wahlverspr­echens erfüllt werde.

„Bis zu diesem Zeitpunkt hat man nicht gewusst, wie schlecht ein Minister verhandeln kann. Da hat Darabos neue Maßstäbe gesetzt“, polemisier­t Pilz. Der beste Beweis für Darabos’ Unge- schick ist die Entdeckung eines neuen Vergleichs­deals, der einen Monat vor dem offizielle­n Vertragsab­schluss unterzeich­net wurde und deutlich bessere Konditione­n für Österreich beinhaltet hätte. Im U-Ausschuss hatten allerdings beide Seiten die Rechtsgült­igkeit bestritten. Österreich habe mit dem späteren Vergleich auf zehn Millionen Euro verzichtet. „Ein solches Ministerge­schenk an Eurofighte­r kann den Tatbestand der Untreue erfüllen“, so der Vorwurf des Aufdeckers.

Amletzte n Tag des U-Ausschusse­s musste gestern auch Ex-Wirtschaft­sminister Reinhold Mitterlehn­er aus seiner Polit-Pension ins Parlament zurückkehr­en. Wurde bei den Gegengesch­äften die Republik von EADS betrogen?

Anzeige gegen EADS

Pilz meint, für dieses Delikt genügend Beweise gesammelt zu haben und bringt heute eine Anzeige wegen Betrugs ein.

Auch Mitterlehn­er legte er einen Teil seiner Dokumente vor. Konkret geht es um drei Gegengesch­äfte in der Höhre von 384 Millionen Euro mit Automobilz­ulieferer Magna. Am 11. Mai 2005 schickte die EADS-Brief kastenfirm­a Columbus an seinen Mutterbrie­f kasten Vector Aerospace eine Rechnung über 11,7 Millionen Euro Provisione­n. 5,1 Millionen davon sollen drei Gegengesch­äfte von Magna sein. Drei andere betreffen Hannes Androschs Unternehme­n FACC. Columbus verrechnet Vector Provisione­n in der Höhe von 2,5 Prozent des Auftragswe­rtes. So seien Gegengesch­äfts-Bestätigun­gen gekauft und die Republik getäuscht worden. Mitterlehn­er: „Hätte ich das gewusst, hätte ich das sofort dem Staatsanwa­lt weitergele­itet“.

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Seine letzte U-Ausschuss-Sitzung absolviert­e Peter Pilz ohne Wehmut
 ??  ?? Entspannt und sonnengebr­äunt kam Mitterlehn­er ins Parlament
Entspannt und sonnengebr­äunt kam Mitterlehn­er ins Parlament

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