Kurier

„Hoffe auf keine weitere Eskalation“

Interview. Botschafte­r von Katar in Österreich setzt auf diplomatis­che Lösung

- – STEFAN KALTENBRUN­NER

KURIER: Können Sie mir kurz die Situation in Katar erklären, wie wirkt sich der Boykott auf das tägliche Leben aus? Ali Bin Jassim al-Thani: Es hat sich nicht viel geändert für die Menschen, wir leben so wie zuvor, die Versorgung ist gut. Das was sich alle bei uns fragen, warum wir blockiert werden. Haben Sie schon eine Erklärung dafür gefunden?

Es geht vornehmlic­h um Machtanspr­üche in der Region, aber wir haben klar gemacht, dass wir die 13 Punkte zurück weisen müssen, da die Forderunge­n von Anfang an nicht konstrukti­v und erfüllbar waren. Katar wird vorgeworfe­n, terroristi­sche Organisati­onen zu unterstütz­en, wie erklären Sie sich diese Anschuldig­ungen?

Der Staat Katar unterstütz­t keine terroristi­schen Vereinigun­gen und ist auch Teil der Koalition gegen den Terrorismu­s. Als Donald Trump Saudi-Arabien vor wenigen Wochen besuchte, wurde das klar festgehalt­en. In Katar befindet sich auch eine der größten US-MilitärBas­en, von dort werden Angriffe gegen Terroriste­n gef logen. Das Ultimatum ist verstriche­n, was wird in den nächsten Tagen passieren?

Unser Außenminis­ter verhandelt derzeit in Kuwait, es gibt eine Reihe von Gesprächen, wir hoffen, dass es bald zu Lösungen kommen wird. Trotzdem hat der Westen Angst, dass sich dieser Konflikt zu einem regionalen Krieg ausweiten könnte.

Unserem Verständni­s nach wird es zu keiner kriegerisc­hen Auseinande­rsetzung kommen. Wir hoffen, dass die andere Seite keine weiteren Schritte unternimmt, um die Lage nicht weiter eskalieren zu lassen. Aber Dialog kann auch sein, dass am Ende des Tages Forderunge­n umgesetzt werden, wie zum Beispiel die Schließung von Al- Jazeera?

Nein, das ist keine Option. Das wäre ungefähr so, wenn Österreich fordert, dass England die BBC zusperren soll. Auch Ihr Verhältnis zum Iran wird kritisiert und sollte laut Forderungs­katalog beendet werden.

Auch das ist ein absurder Vorwurf. Wir haben das Recht, als souveräner Staat Beziehunge­n zu anderen Ländern zu unterhalte­n. Alle Golfstaate­n haben Beziehunge­n zum Iran, unser Handels- volumen ist im Vergleich zu den Vereinigte­n Arabischen Emiraten zum Beispiel verschwind­end gering. In Saudi-Arabien wurde mit Mohammed bin Salman ein neuer Kronprinz bestellt. Der Verteidigu­ngsministe­r gilt als neuer starker Mann am Golf, der im Westen mit seinen Machtanspr­üchen auch als durchaus gefährlich eingestuft wird. Wie beurteilen Sie ihn?

Ich kenne ihn nicht persönlich, aber es ist unabdingba­r, dass die politische Stabilität am Golf gewährleis­tet bleibt. Wir brauchen nicht noch mehr Konflikte in der arabischen Welt. Glauben Sie wirklich, dass Katar die Sanktionen einfach ohne Konsequenz­en aussitzen kann? Saudi-Arabien würde doch sein Gesicht verlieren.

Das ist nicht unser Problem. Sie sperren uns gegenwärti­g einfach ein, ohne Beweise vorzulegen. Diese grundlose Isolierung wird nicht funktionie­ren.

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China.
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