„Hoffe auf keine weitere Eskalation“
Interview. Botschafter von Katar in Österreich setzt auf diplomatische Lösung
KURIER: Können Sie mir kurz die Situation in Katar erklären, wie wirkt sich der Boykott auf das tägliche Leben aus? Ali Bin Jassim al-Thani: Es hat sich nicht viel geändert für die Menschen, wir leben so wie zuvor, die Versorgung ist gut. Das was sich alle bei uns fragen, warum wir blockiert werden. Haben Sie schon eine Erklärung dafür gefunden?
Es geht vornehmlich um Machtansprüche in der Region, aber wir haben klar gemacht, dass wir die 13 Punkte zurück weisen müssen, da die Forderungen von Anfang an nicht konstruktiv und erfüllbar waren. Katar wird vorgeworfen, terroristische Organisationen zu unterstützen, wie erklären Sie sich diese Anschuldigungen?
Der Staat Katar unterstützt keine terroristischen Vereinigungen und ist auch Teil der Koalition gegen den Terrorismus. Als Donald Trump Saudi-Arabien vor wenigen Wochen besuchte, wurde das klar festgehalten. In Katar befindet sich auch eine der größten US-MilitärBasen, von dort werden Angriffe gegen Terroristen gef logen. Das Ultimatum ist verstrichen, was wird in den nächsten Tagen passieren?
Unser Außenminister verhandelt derzeit in Kuwait, es gibt eine Reihe von Gesprächen, wir hoffen, dass es bald zu Lösungen kommen wird. Trotzdem hat der Westen Angst, dass sich dieser Konflikt zu einem regionalen Krieg ausweiten könnte.
Unserem Verständnis nach wird es zu keiner kriegerischen Auseinandersetzung kommen. Wir hoffen, dass die andere Seite keine weiteren Schritte unternimmt, um die Lage nicht weiter eskalieren zu lassen. Aber Dialog kann auch sein, dass am Ende des Tages Forderungen umgesetzt werden, wie zum Beispiel die Schließung von Al- Jazeera?
Nein, das ist keine Option. Das wäre ungefähr so, wenn Österreich fordert, dass England die BBC zusperren soll. Auch Ihr Verhältnis zum Iran wird kritisiert und sollte laut Forderungskatalog beendet werden.
Auch das ist ein absurder Vorwurf. Wir haben das Recht, als souveräner Staat Beziehungen zu anderen Ländern zu unterhalten. Alle Golfstaaten haben Beziehungen zum Iran, unser Handels- volumen ist im Vergleich zu den Vereinigten Arabischen Emiraten zum Beispiel verschwindend gering. In Saudi-Arabien wurde mit Mohammed bin Salman ein neuer Kronprinz bestellt. Der Verteidigungsminister gilt als neuer starker Mann am Golf, der im Westen mit seinen Machtansprüchen auch als durchaus gefährlich eingestuft wird. Wie beurteilen Sie ihn?
Ich kenne ihn nicht persönlich, aber es ist unabdingbar, dass die politische Stabilität am Golf gewährleistet bleibt. Wir brauchen nicht noch mehr Konflikte in der arabischen Welt. Glauben Sie wirklich, dass Katar die Sanktionen einfach ohne Konsequenzen aussitzen kann? Saudi-Arabien würde doch sein Gesicht verlieren.
Das ist nicht unser Problem. Sie sperren uns gegenwärtig einfach ein, ohne Beweise vorzulegen. Diese grundlose Isolierung wird nicht funktionieren.