Kurier

Mehr „Kohle“bringt weniger Abgase

Ökoprämie-NEU. Vorschlag: 2000 Euro Prämie für Verschrott­ung und Pkw-Neukauf

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Der Großteil des Pkw-Bestandes in Österreich setzt sich nach wie vor aus alten Modellen der untersten Abgasklass­en Euro 0 bis 3 zusammen. In diese Klasse fallen Fahrzeuge aus den Baujahren bis 2005. Der Anteil dieser rund 1,6 Millionen „alten Stinker“an den Schadstoff-Emissionen ist erschrecke­nd. Satte 95 Prozent der Feinstaubb­elastung aus dem Verkehr ist den 34 Prozent Alt-Modellen zuzuschrei­ben. Bereits 2009 gab es eine Prämie, um den Pkw-Verkauf neuer Modelle anzukurbel­n. Für die Umwelt wird nun eine zweite Auflage gefordert.

ÖAMTC-Direktor Oliver Schmerold und der Präsident des Ökosoziale­n Forum, Stephan Pernkopf, präsentier­ten am Mittwoch den gemeinsam erarbeitet­en Vorschlag zur Ökoprämie-NEU: „Für den Klimaschut­z muss aktiv etwas getan werden.“Für die Verschrott­ung alter Modelle (Euro 0 bis 3) und den Ankauf neuer Fahrzeuge (Euro 6d) fordern sie 2000 Euro Prämie. Woher soll das Geld kommen? 50 Prozent aus öffentlich­er Hand, 50 Prozent von den Autohändle­rn.

Finanzieru­ng sei realistisc­h

„Wir fordern hier nichts Unmögliche­s, das ist finanzierb­ar“, verspricht Pernkopf: Das öffentlich­e Budget für die Prämie soll jährlich 50 Millionen Euro betragen. Abgeschöpf­t werden könne das Förderbudg­et aus dem Mehrgewinn durch den Tanktouris­mus: Weil in Österreich mehr getankt als verfahren wird, nimmt das Finanzmini­sterium fast eine Milliarde Euro pro Jahr zusätzlich ein.

Durch den Vorzieheff­ekt der Neuwagenkä­ufe kämen über Mehrwertst­euer-Einnahmen 200 Millionen Euro jährlich an das Minis- terium zurück. Die Förderdaue­r sei bewusst auf drei Jahre begrenzt. So werde die Förderung von Ankäufen vermieden, die sowieso passiert wären. Insgesamt sollen 150.000 Autos ausgetausc­ht werden. Bei einem Austauschf­ortschritt von drei Prozent des Bestands, würde die Feinstaub-Emission bereits um 10 Prozent sinken.

Ein angenehmer Nebeneffek­t wäre laut Pernkopf die Steigerung der Verkehrssi­cherheit. Denn 2016 sind mehr als die Hälfte der getöteten Pkw-Insassen in einem der alten Modelle verunglück­t, die keine Seitenairb­ags, Gurtstraff­er und ESP-Systeme haben.

Im Finanzmini­sterium zeigt man sich aufgeschlo­ssen für die Idee. „Wir schauen uns das gerne an“, heißt es auf KURIER-Anfrage. Man unterstütz­e Maßnahmen, die das Steuersyst­em ökologisch­er machen – solange es den Steuerzahl­er nicht mehr kostet.

Der Verkehrscl­ub Österreich (VCÖ) spricht sich hingegen klar gegen die Förderung der neuen Modelle aus: „So sauber sind die nicht.“Die Schadstoff­emission sei immer noch zu hoch, auch die Produktion verursache enorme Mengen. Eine Umstiegspr­ämie von privatem auf öffentlich­en Verkehr sei die sinnvoller­e Maßnahme.

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