Backgewerbe ist ein hartes Brot, Mitarbeiter schwer zu finden
Ältere sind leistungsfähiger – Junge leben lieber von der Mindestsicherung, bevor sie Bäcker werden: Nicht nur darin ist sich die Familie Maurer einig. Ihr gehört die Wiener Traditionsbäckerei Schwarz.
KURIER: Was verdienen Bäcker? Wolfgang Maurer: Zwischen 1800 und 3000 Euro netto im Monat. Ein Backstubenleiter kann je nach Backstubengröße bis auf 4000 Euro kommen. Gearbeitet wird im Schichtdienst: Der Erste, der Teigmacher, kommt bei uns um 20 Uhr, die letzte Gruppe um vier Uhr Früh. Das hielt auch früher schon junge Leute davon ab, diesen Job zu ergreifen. Aber wenn’s vielleicht mit dem Traumjob nicht klappte, wurden sie dann halt doch Bäcker. Jetzt nicht mehr? Wolfgang M.: Nein. Jetzt sagen die Eltern zu ihren Kindern: „Wennst nicht deinen Traumberuf Automechaniker lernen kannst, dann bleibst halt daheim und lebst von der Mindestsicherung.“Vor zwei bis drei Jahren hatten wir noch alljährlich 200 bis 300 Bewerbungen für zehn Ausbildungsstellen, mittlerweile nur noch zwei bis drei. Wir bilden ja nicht nur zum Bäcker, sondern auch zum Konditor und zum Bürokaufmann aus. Was ist mit Bewerbern aus überbetrieblichen Lehrstätten? Gertraud Maurer: Die sind für die Wirtschaft selten geeignet. Man muss ihnen alles neu beibringen, mit Stress können sie gar nicht umgehen – so sie überhaupt willens sind zu arbeiten. Wir probieren es immer wieder, aber viele halten nicht einmal den Vorstellungstermin ein. Gleichzeitig ist doch die Arbeitslosigkeit hoch? Wolfgang M.: Ja, die Politik müsste aufpassen, dass sich das arbeitslose Einkommen deutlich vom Gehalt unterscheidet. Wer aber einmal bei uns arbeitet, bleibt lange: 20, 30, 40 Jahre – bis zur Pension. Ich beobachte allerdings, dass Ältere viel leistungsfähiger sind als die Jungen. Die wollen manchmal nach nur einem Monat die Arbeitszeit freiwillig auf 35 Stunden reduzieren, danach noch mehr – trotz des Gehaltsverlusts. Und dann wirft man den Unternehmen vor, nur mehr Teilzeitjobs zu schaffen! Alle Unternehmer beklagen die Bürokratie. Wie geht es Ihnen? Wolfgang M.: Ich bin nicht so schön wie die Waxing-Studio-Besitzerin und stand auch nie unter dem Schutz eines Wirtschaftsministers, könnte aber auch einige Geschichten erzählen. Man muss es mit Gelassenheit angehen. Eigentlich bin ich der Beamtenbeauftragte in der Firma (lacht). Gertraud M.: Es ist besser, die Beamten vorher einzubeziehen, wenn man etwas Neues plant. Das hat bei unserer neuen Betriebsanlage gut funktioniert. Wächst Ihre Firma, weil Sie auch Kaffee ausschenken? Wolfgang M.: Nein, daran liegt es nicht. Wenn man Gastronomie nicht gelernt hat, kann man viel Geld verlieren. Das Geld verdienen wir mit Brot und Gebäck – nicht mit dem Kaffee. Das ist mehr ein Kundendienst für unsere mehlspeisverliebten Stammkunden. Warum haben Sie keine Backshops in Ihren Filialen? Wolfgang M.: Bei uns bäckt der Profi, nicht die angelernte Verkäuferin. Die ist für bestmögliche Kundenberatung und Betreuung da. Backshops sind eine Modeerscheinung, die wir nicht mitgemacht haben. Thomas Maurer: Der Teig wird von unseren Bäckerprofis erst gebacken, wenn er wirklich reif ist: Das ist je nach äußerer Temperatur und Luftfeuchtigkeit unterschiedlich. Unser Teig verzeiht keine Nachlässigkeit. Hier wird am Punkt gebacken. Wie funktioniert denn eine Zusammenarbeit mit zwei Generationen? Gertraud M.: Nur mit geduldigen Kindern. Andreas Maurer: Wir treffen alle Entscheidungen gemeinsam.