YouTuber verdienen Millionen
Studie. Österreichische YouTube-Stars sind erfolgreich, setzen aber primär auf Unterhaltung
Laut einer aktuellen Studie der Telekom-RegulierungsBehörde RTR generieren die beliebtesten österreichischen YouTuber proportional mehr Abonnenten und Klicks als deutsche. Die Studie, die von der Fachhochschule St. Pölten durchgeführt wurde, hat erstmalig die Bedeutung von YouTube am österreichischen Medienmarkt untersucht. Zwischen drei und 7,5 Millionen Euro sollen die 100 größten heimischen Contentschaffer gemeinsam im vergangenen Jahr, allein durch das Partnerprogramm der beliebten Videoplattform, erwirtschaftet haben. Allerdings ist die Verteilung extrem ungleich: Nur die 44 größten YouTubeStars sollen existenzsichernde Beträge verdienen. Dafür kommen die Top-Stars aber schätzungsweise auf fünfstellige Einkommen.
Mehr als Deutschland
Die Top 100 YouTube-Kanäle aus Österreich verzeichnen laut der Studie zusammen 28 Millionen Abonnenten und insgesamt sieben Milliarden Aufrufe. Tausend Klicks sind geschätzt zwischen ein und 2,5 Euro wert. Im Vergleich zu Deutschland haben österreichische YouTubeStars, wenn man die Größe des österreichischen und deutschen Marktes berücksichtigt, mehr Abonnenten und mehr Aufrufe.
Das sei damit begründet, dass Österreicher vergleichsweise öfter in englischer Sprache produzieren, um eine breitere, internationale Zielgruppe zu erreichen. Das YouTube-Partnerprogramm ist jedoch bei den meisten nicht die einzige Finanzierungsquelle. Ein Großteil der Stars finanziert sich laut der Studie zusätzlich mit Schleichwerbung. Von den 100 meistgesehenen Videos aus Österreich enthielten mehr als die Hälfte Produktplatzierungen. Nur neun davon kennzeichneten das auch entsprechend. Drei Videos enthielten sogar eine direkte Kaufaufforderung, ohne dass diese als entgeltliche Einschaltung gekennzeichnet wurde.
Die meisten YouTubeStars sind Einzelpersonen, über die Hälfte von ihnen wird von sogenannten Multichannel-Netzwerken betreut. Solche Netzwerke wie „diego5“und „Studio71“erhalten einen Teil der Einnahmen der YouTube-Stars. Im Gegenzug bieten sie ein großes Netzwerk, veranstalten Auftritte und vermitteln Werbekunden.
Obwohl YouTube eigentlich dafür bekannt ist, Amateuren statt Profis eine Bühne zu bieten, sind die meisten Videos der Protagonisten aus Österreich bei gutem Licht und in hoher Qualität gedreht. Ein Großteil verfügt über einen klaren, gut ver- ständlichen Ton. Zusätzlich wird hoher Wert auf die PostProduktion gelegt: 87 % der beliebtesten Videos wurden in irgendeiner Weise geschnitten. Viele enthalten Inserts und wurden nachträglich vertont.
Fokus auf Unterhaltung
Die Studie legt nahe, dass der Beitrag österreichischer YouTuber zur Gesellschaftspolitik eher gering ausfällt. So sollen nur vier der hundert beliebtesten Videos gesellschaftspolitische Themen ansprechen. Die beliebtesten Kanäle veröffentlichen Videos in den YouTube-Kategori- en „Gaming“, „Entertainment“und „Music“. Ihre Formate dienen primär der Unterhaltung der Zuseher. Die Vermittlung von Informationen spiele hingegen auf der Plattform kaum eine Rolle. Aus diesem Grund zweifelt Studienautor Andreas Gebesmair daran, dass österreichische YouTube-Stars einen großen Beitrag zur Meinungsvielfalt leisten. Ebenfalls hervorgehoben wird ein vergleichsweise hoher Fokus auf das Konsumverhalten. 14 der 100 beliebtesten Videos befassen sich mit dem „Kaufen, Besitzen und Genießen von Konsumgütern“.