Musikalische Wassermassen und literarische Pointen bei der Styriarte
Kritik. Sie mussten diesmal nicht extra auf ein Boot steigen, wie seinerzeit im Juli 1717 die Musiker, die dem englischen König George II. eine Fahrt auf der Themse versüßten. Der Concentus Musicus Wien unter Stefan Gottfried, der einen weniger suggestiven Zugriff als Harnoncourt zeigt, konnte fast exakt 300 Jahre später ohne Strapazen bequem sitzend in der vollen Helmut List Halle die zwei Suiten aus Georg Friedrich Händels „Wassermusik“spielen.
Bequem war die Interpretation allerdings keinesfalls denn die, auch solistisch exzellenten Musiker mit dem exquisiten Erich Höbarth als Konzertmeister wussten diese grandiosen Orchestertänze mit viel Verve, reich an Akzenten und Details wiederzugeben und begeisterten das Publikum der Styriarte.
Weniger bekannt ist die „Wassermusik“von Georg Philipp Telemann, die er für die Jahrhundertfeier der „Admiralität“des Hamburger Hafen 1723 erfand: Antike Gottheiten treiben in der Elbemündung ihr Unwesen, während die „Hamburger Ebb und Fluth“– so der Titel – die Wassermassen in Bewegung setzt.
Und so tanzten hier gekonnt in unterschiedlichen Rhythmen und Tempi gemäß dem diesjährigen Motto der Styriarte „Tanz des Lebens“vor dem inneren Auge die schöne Thetis, der verliebte Neptun, die spielenden Najaden, diverse Winde im und über das Wasser. Das musikalische Geschehen illustrierte Schauspieler Michael Dangl pointiert, witzig in eigens angefertigten, auf aktuelle Gegebenheiten anspielenden Texten von Thomas Höft.
Literarisch ebenso begleitet wurde Telemanns Ouvertüre „La Bourse“(Die Börse) aus 1717, in der ein amerikanisches Gewässer die Hauptrolle spielt und in der es um den Skandal um die Mississippi-Aktien gehen soll. Jubel!