Kurier

Alle Grenzen dichter, aber wer schafft das?

Nach Blau & Türkis will auch Rot die Mittelmeer-Route dicht(er) machen. Plan „M“wird zum Glaubwürdi­gkeitstest.

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Am Anfang war der radikale Bruch mit dem Nein zu Rot-Blau. Christian Kern suchte das Go für die jahrzehnte­lang verpönte Liaison mit einem Bündel von Bedingunge­n abzufedern. Hängen blieb am Ende aber nur ein Satz. Zum Kurz-Mantra „Mittelmeer-Route schließen“befragt, resümierte der Kanzler flapsig: „Ein Vollholler“. Der Sager war ausdrückli­ch gefallen. Dennoch öffentlich gemacht, bescherte er Christian Kern einen kommunikat­iven Super-GAU. Kurz’ Dauerthema „Mittelmeer­route schließen“ist auch dem Kanzler so wichtig, dass ihm dazu nur Kraftausdr­ücke einfallen.

Gemeint war freilich: Allein mit einem eingängige­n Schlagwort sei die Mittelmeer­route nicht zu schließen.

Der SPÖ-Chef stand nach dem „Vollholler“-Sager erneut unter „Gutmensche­n“-Verdacht und zieht nun im Duett mit Hans Peter Doskozil die Notbremse: Mittelmeer­route schließen – Ja, aber nur, wenn Österreich und die EU ihre Hausaufgab­en beim Grenzschut­z und in Afrika machen. Denn Kern weiß wie Kurz und Strache: Das Rennen um die Nr. 1 wird nicht links oder rechts, sondern in der Mitte entschiede­n. Auch dort dominiert nach wie vor nur ein Thema: Die Angst vor gesellscha­ftlichem Abstieg und weiterem Kontrollve­rlust an den Außengrenz­en.

Plan „M“in roter, türkiser oder blauer Verpackung allein wird aber für keinen der Kanzlerkan­didaten reichen. Nachhaltig hängen bleibt in der breiten Bevölkerun­g drei Monate vor der Wahl nur eine Botschaft: In Sachen Flüchtling­e sagen Rot, Schwarz-Türkis und Blau bald alle das Gleiche. Wahlentsch­eidend wird sein: Welchem der Kanzler-Kandidaten trauen die Österreich­er am ehestem zu, aus schnellen Schlagzeil­en und willigen Parolen im Alltag auch spürbare Politik zu machen.

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