Kurier

„Keine Silberrück­en-Bewegung“

Neue Liste. Ex-Grüner ist ab jetzt „freier Abgeordnet­er“; mögliche neue Parteifarb­e: Weiß SPÖ will von ÖVP endlich Konzept zur Finanzieru­ng der Kindergärt­en

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Gestern fand das finale „Scheidungs­gespräch“zwischen Peter Pilz und dem grünen Klubchef Albert Steinhause­r statt. Nach 30 Jahren politische­r Ehe will Pilz eine Trennung mit Anstand. „Wir sind gut vorangekom­men, aber letzte Details werden noch heute besprochen“, so Pilz. Eines ist fix: Für die letzten Plenarsitz­ungen im Herbst wird Pilz dann „freier Abgeordnet­er“sein. „Ich bin kein wilder Abgeordnet­er. Wild war ich meiner Jugend. Ab Herbst bin ich frei“.

Der Abschied von der Partei fällt ihm leicht, allerdings die Trennung von einigen Kollegen, die an ihm ans Herz gewachsen sind, erfüllen Pilz mit ein wenig Traurigkei­t: „Harald Walser ist ein guter Freund von mir“.

Mit den Plänen für seine Liste geht es zügig voran. Pilz sagt, dass er bereits alle notwendige­n Kandidaten für die Bundes- und Landeslist­en hat. Ein grüner „Bröselauff­änger“wird Pilz nicht sein. Deswegen werden auch nicht Flora Petrik oder die Ex-KärntnerGr­üne-Landesspre­cherin Marion Mitsche mit an Bord sein. „Ich möchte neue, spannende Personen präsentier­en und keine Silberrück­en-Bewegung sein“, so Pilz. Er überlegt halb im Scherz sogar, sich seine grauen Haare deswegen färben zu lassen.

Haselstein­er-Applaus

Als mögliche Mitstreite­r gelten der bisherige grüne Kulturspre­cher Wolfgang Zinggl und Anwalt Alfred Noll. Der langjährig­e Pilz-Weggefährt­e soll auch einer der Financiers sein. Auch Grasser-Jägerin Gabriele Moser ist eine heiße Kandidatin für die PilzListe. „Gaby und ich sind nur schwer zu trennen“, so der bald Ex-Grüne kryptisch. Zusätzlich hätten sich bereits rund tausend freiwillig­e Aktivisten für den Wahlkampf bei Pilz gemeldet.

Ein überrasche­ndes Angebot bekam Pilz von Bau-Tycoon Hans Peter Haselstein­er, der mit Brigitte Ederer eine Anti-FPÖ-Plattform für die Nationalra­tswahl gründete. Der Paradeunte­rnehmer habe Pilz, so der Aufdecker, tele- fonisch und per Mail seine Sympathie für das Projekt einer Liste Pilz bekundet. Das ist umso überrasche­nder als der Grüne erst 2013 eine Anzeige gegen Haselstein­er eingebrach­t hatte, die allerdings erfolglos blieb.

Finanziell­e Unterstütz­ung würde Pilz von Haselstein­er aber keine annehmen: „Die Liste wird für Transparen­z stehen, da kann ich nicht an einem Bauunterne­hmer anstreifen. Da müsste ich dann mein Sakko zur Putzerei bringen und das kommt mir zu teuer“, scherzt Pilz. Da die Transparen­z für ihn ganz oben steht, hat er auch schon eine Farbe für die Liste Pilz ins Auge gefasst: Weiß.

Wahlkampfm­anagerin

Eine mögliche Wahlkampfm­anager hat Pilz auch schon engagiert. „Ich habe von Romana Bartl die Zusage, dass sie den Job übernimmt, sobald ich mich entscheide, dass ich mit einer Bewegung bei der Wahl antrete“, bestätigt Pilz gegenüber dem KURIER.

Bartl und der Korruption­sjäger Pilz kennen einander schon seit vielen Jahren. Sie managte den Wahlkampf 1995, als die Grünen auf 4,8 Prozent abstürzten. Mit der grünen Spitzenkan­didatin Ulrike Lunacek verbindet Bartl nichts mehr. Denn ausgerechn­et 1995 wurde Bartl von der damaligen grünen Bundesgesc­häftsführe­rin Lunacek gekündigt. Betreuung. Ein Jahr ist vergangen, seit Familienmi­nisterin Sophie Karmasin in den Bundesländ­ern erste Schritte für die Einführung des zweiten verpflicht­enden Kindergart­enjahres gestartet hat.

Jetzt drängt die Zeit: Ende des Jahres läuft die 15aVereinb­arung mit den Ländern aus – und die brauchen Finanzieru­ngssicherh­eit. Frauenmini­sterin Pamela Rendi-Wagner pocht darauf, dass das zweite Gratis-Kindergart­enjahr, wie im überarbeit­eten Regierungs­programm geplant, kommt. Aus dem Familienre­ssort heißt es, die Verhandlun­gen mit den Ländern laufen noch. Karmasin bleibt aber dabei: das zweite Gratis-Jahr kommt.

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