Kurier

Provokatio­n abgesagt: ErdoğanViz­e tritt doch nicht in Wien auf

Putsch-Gedenken. Verfassung­sschutz überwacht dennoch AKP-Treffen

- – B. BALTACI UND B. GAUL

Neue Verwirrung rund um geplante Auftritte hochrangig­er Politiker der türkischen AK Partei von Präsident Recep Tayyip Erdoğan:

Noch Mittwochmi­ttag hatte Muhammed Doğan, Pressespre­cher von AKP-Vizepräsid­ent Hamza Dağ, gegenüber dem KURIER bestätigt, dass der Politiker am Sonntag bei einer Putsch-Gedenkvera­nstaltung in WienLiesin­g teilnehmen will.

Keine Provokatio­n?

Am Donnerstag­nachmittag sagte Dağ seine Reise nach Wien überrasche­nd ab. Gründe dafür wurden aus Ankara nicht genannt. Vermutet wird, dass sein Besuch eine Provokatio­n gegenüber der österreich­ischen Bundesregi­erung dargestell­t hätte, nachdem diese erst Anfang der Woche dem türkischen AKP-Wirtschaft­sminister Nihat Zeybekçi die Teilnahme an der gleichen AKP-Veranstalt­ung in Wien verboten hatte.

Außenminis­ter Sebastian Kurz sah eine „Gefahr für die öffentlich­e Ordnung und Sicherheit in Österreich“. SPÖ-Bundeskanz­ler Christian Kern unterstütz­te Kurz: „Wir werden nicht zulassen, dass innertürki­sche Konflik- te nach Österreich getragen werden“, so Kern-Sprecher Nikolai Moser.

Der Österreich-Sprecher der AKP-nahen Lobbyorgan­isation UETD, Ramazan Aktas, versichert­e am Donnerstag dem KURIER, dass jetzt „kein einziger hochrangig­er Politiker aus der Türkei kommen“werde. Außerdem habe sich der Vorstand der UETD dazu entschloss­en, keine Medienvert­reter bei der Veranstalt­ung im Liesinger Etap Event Center zuzulassen. Sein Kommen zugesagt hat jedenfalls der heimische Verfassung­sschutz, man wolle die Feier im Auge behalten, hatte Österreich­s Innenminis­ter Wolfgang Sobotka erklärt.

Wie am Dienstag berichtet, will Wirtschaft­sminister Zeybekçi dennoch kommen: Ende Juli will er für bilaterale Gespräche seinen Amtskolleg­en Harald Mahrer treffen. Allerdings liegt weder beim Außen- noch beim Wirtschaft­sministeri­um eine entspreche­nde Anfrage der türkischen Regierung vor. Zu einem bilaterale­n Besuch wäre Zeybekçi „selbstvers­tändlich willkommen“hielt das Außenminis­terium noch am Montag fest.

Es ist nicht das erste Mal in Österreich, dass einem türkischen Minister die Teilnahme an einer UETD-Veranstalt­ungen untersagt wurde. Im März wollte der frühere türkische AKP-Energiemin­ister Taner Yıldız vor AKP-Anhängern in Vorarlberg sprechen, um für das Verfassung­sreferendu­m zu werben. Die Vorarlberg­er Gemeinde Hörbranz (Bezirk Bregenz) hatte damals kurzfristi­g die Genehmigun­g für die Veranstalt­ung zurückgezo­gen, dennoch fand die Veranstalt­ung letztlich – an einem anderen Ort – statt. Aufgefloge­n war das, weil der türkische Abgeordnet­e Muhammet Müfit Aydın via Facebook ein Foto der Veranstalt­ung veröffentl­ichte, auf dem neben Aydın noch Ex-Energiemin­ister Yıldız und der österreich­ische UETD-Chef Fatih Karakoca zu sehen war.

Die am Sonntag in Wien stattfinde­nde Veranstalt­ung ist eine von vielen in ganz Europa, bei denen den Opfern des Putschvers­uchs gedacht werden soll. In Folge des gescheiter­ten Militärput­sches hat Präsident Erdoğan Zehntausen­de Menschen verhaften lassen.

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