Flammen-Inferno bedroht Urlauber
Italien. 900 Touristen mit Booten gerettet. Hitzewelle und Mafiosi schuld an vielen Bränden auf Sizilien
Es hätte ein entspannter Urlaub werden sollen, stattdessen geriet Ferruccio Donato mit seiner Familie in eine Flammenhölle. „Anfangs sahen wir den Brand nur in der Ferne. Wir badeten noch im Pool und gingen am Strand spazieren. Dann drehte plötzlich der Wind und die Katastrophe nahm ihren Lauf. Die Flammen begannen auf die Ferienanlage überzugreifen“, erzählt Donato, der im Ressort Calampiso nahe des beliebten sizilianischen Badeortes San Vito lo Capo urlaubte. 900 Menschen mussten mit Booten über das Meer vor den Bränden in Sicherheit gebracht werden.
Unzählige Wald- und Buschbrände auf Sizilien, darunter auch in der Nähe von Taormina, wo im Mai der G7-Gipfel stattfand, halten die Feuerwehren weiterhin auf Trab. Gestern wurden sie zu mehr als 600 Einsätzen gerufen. Eine Hitzewelle mit bis zu 38 Grad hat derzeit Süditalien im Griff. Canadair-Löschflugzeuge mussten auch in der Provinz Palermo ausrücken. Flammen bedrohten das Bergstädtchen Monreale, das für seinen Mosaik geschmückten Normannendom bekannt ist.
Dramatische Lage am Vesuv
Am Vesuv bei Neapel wüten nach wie vor großflächige Brände, die bereits Wälder im Nationalpark zerstört haben. Die Feuerfront erstreckte sich abschnittsweise über zwei Kilometer. Zahlreiche Häuser mussten evakuiert werden. Riesige Waldflächen im Nationalpark des Vesuvs wurden bereits zerstört. Drei Canadair-Flugzeuge, fünf Hubschrauber und 300 Feuerwehrleute sind im Dauereinsatz, umdie Flammen unter Kontrolle zu bringen. An mehreren Stellen rund um den etwa 1280 Meter hohen Vulkan stiegen dicke Rauchsäulen auf. Umweltschützer warnen vor den giftigen Substanzen dieser Rauchabgase.
Mafiöse Organisationen dürften die Brände gelegt haben. Ermittlungen laufen. Die italienische Regierung hat im Kampf gegen Brände in Kampanien Soldaten entsandt. Die Militärpräsenz soll weitere Brände verhindert und gegen Brandstifter vorgehen.
„Kriminelle Organisationen nützen die Hitzewelle dieser Tage, um den Nationalpark des Vesuvs zu zerstören. Damit gewinnen sie Boden für ihre illegalen Mülldeponien“, warnt Anti-Mafia-Autor Roberto Saviano.
Umweltschützer und Anrainer schlagen schon seit Jahren Alarm, dass an den Vulkanhängen illegaler Giftmüll deponiert wird, mit dem sich die Mafia bereichert.