Kurier

Nach kritischem Mail an WKÖ-Chef: In der Industrie wird Unmut lauter

Sozialpart­ner. Die Lohnrunde der Metaller startet am 20. September. Für die Gewerkscha­ft ist Arbeitszei­t kein Thema.

- VON UND

Das Wut-Mail des Kärntner Industriel­len Timo Springer an Wirtschaft­skammer-Präsidente­n Christoph Leitl sorgte für viel Aufsehen. Wie berichtete, fühlt sich der „engagierte Kammerfunk­tionär“von Leitl nicht mehr vertreten, weil sich dieser bei den Verhandlun­gen der Sozialpart­ner über den Tisch ziehen ließ. Springers Kritik ist eine indirekte Rücktritts­aufforderu­ng an Leitl. Zwar kommt der Mindestloh­n (1500 Euro) bis 2020, aber die Forderung der Wirtschaft­streibende­n nach f lexibleren Arbeitszei­ten, sprich nach einem 12Stunden-Tag, ging ins Leere. Die Gewerkscha­ft spielte nicht einmal im Ansatz mit.

Springer legt Wert darauf, dass sein Mail nicht für die Öffentlich­keit bestimmt war. „Der Brief ist intern und gibt ausschließ­lich meine persönlich­e Meinung wieder“, schreibt Springer an den KURIER. Auch aus seinem Fachverban­d Metalltech­nische Industrie (MTI) heißt es: „Bloß eine private Meinung.“

Kein Mut

Das amüsiert den Kammerkrit­iker und Papier-Industriel­len Cord Prinzhorn (Prinzhorn Holding). „In Einzelgesp­rächen ist jeder der Meinung, dass die Pflichtmit­gliedschaf­t aufgehoben werden und Leitl zurücktret­en soll, sobald aber mehrere ÖVPler zusammensi­tzen, sagen sie nichts mehr“, sagt Prinzhorn zum KURIER.

Auch Christoph Neumayer, Generalsek­retär der Industriel­len Vereinigun­g (IV), hat sich mit dem Mail Springers beschäftig­t. „Das ist zwar die persönlich­e Meinung Timo Springers, aber ich respektier­e diese sehr“, sagt Neumayer zum KURIER. „Er ist ein exzellente­r Unternehme­r und langjährig­er Kammerfunk­tionär. Sein Mail widerspieg­elt die Meinung und die Stimmung in weiten Teilen der Industrie.“

Kein Öl ins Feuer gießen will MTI-Obmann Christian Knill. Er sagt zur Rücktritts­aufforderu­ng an Leitl seitens seines Stellvertr­eters Springer: „Das ist seine Meinung als Unternehme­r und nicht die Meinung des Fachverban­des.“Mit dem Ergebnis der Verhandlun­gen ist auch er unzufriede­n. „Ich verstehe den Unmut, aber der bezieht sich auf beide Sozialpart­ner“, sagt Knill zum KURIER. „Es ist die generelle Art, wie verhandelt wurde. Ein Team mit Experten hat sechs Monate lang nach Lösungen gesucht. Und am Ende entscheide­n zwei Präsidente­n.“Von Konsequenz­en wie ein Aussetzen der Kollektivv­ertragsver­handlungen bis zum Antritt einer neuen Regierung hält Knill nichts: „Wir haben vereinbart, dass wir ab dem 20. September verhandeln, daran halten wird uns auch.“

Ob die Arbeitgebe­r einen neuen Arbeitszei­tvorstoß machen werden, will er nicht sagen. Proge-Chef Rainer Wimmer, Top-Verhandler der Metaller, stellt ihm die Rute ins Fenster: „Das kann er gerne tun, aber dann gilt auch das derzeitige Modell nicht mehr.“Dieses ist mit 2019 befristet.

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WKÖ-Chef Christoph Leitl und ÖGB-Chef Erich Foglar werden wegen des umstritten­en Verhandlun­gsergebnis­ses in Sachen Sozialpart­nerschaft scharf kritisiert

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