Ganz nah am Wimbledon-Sieg
Tennis. oliver marach steht mit dem kroaten Pavic im finale. Sein höhepunkt mit fast 37 jahren
Österreichs Tennis war in den vergangenen zehn, 15 jahren gesegnet mit ausgezeichneten Doppel-Akteuren.
Seit gestern diese Erfolgsgeschichte um ein weiteres kapitel reicher. Um ein sehr langes: oliver marach musste marathon-Arbeit verrichten, um in seinem 38. grandSlam-Turnier erstmals das finale zu erreichen. Dass dies ausgerechnet auf dem ehrwürdigen Rasen von Wimbledon passierte, verleiht der geschichte noch eine gewisse Würze. Der grazer schlug an der Seite des kroaten mate Pavic dessen landsmänner nikola mektic und franko Skugor 4:6, 7:5, 7:6 (4), 3:6 und 17:15. 4:34 Stunden dauerte der Arbeitstag. „Am Ende war es nur noch nervensache“, sagte marach.
Der grazer, der mit gattin jessie und den Töchtern leah und Amelie in Panama lebt, ist damit der bereits dritte Österreicher im Wimbledon-Doppel-finale. 2004 verlor julian knowle an der Seite des Serben nenad Zimonjic das finale, sechs jahre später holte jürgen melzer an der Seite des Deutschen Philipp Petzschner den Titel.
Trauzeuge wartet
Auf dem Weg zum Triumph begegnet marach, der seine handgelenksprobleme überwunden hat, am Samstag ausgerechnet jenem herren, mit dem er 2009 bei den Australian open sein bislang einziges grand-Slam-halbfinale erreicht hatte und mit dem er sich 2009 und 2010 für das ATP-finale der acht besten Doppel qualifizierte. Und der vor allem sein Trauzeuge ist: Der Pole lukasz kubot gewann mit seinem brasilianischen Partner marcelo melo gegen das topgesetzte finnisch-australische Duo henri kontinen und john Peers 6:3, 6:7 (4), 6:2, 4:6, 9:7. Diese herren brauchten dreieinhalb Stunden. „Wir müssen alles abrufen, um im finale zu gewinnen“, sagt marach, der sich am Samstag selbst beschenken kann – am Sonntag wird er 37.
mit Pavic, der zu jahresbeginn noch dem Wiener Alex Peya gespielt hatte, bildet marach übrigens erst seit märz ein Paar. Auch nur, weil ihm sein französischer Partner fabrice martin abhanden gekommen war.
Was die Preisgelder betrifft, hinken die Doppelkünstler noch den Singles nach. gibt es für die finalteilnahme beim herren- und Damen-Einzel umgerechnet 1,25 millionen Euro (für die Sieger das Doppelte), bekommt das finalpaar im Doppel umgerechnet rund 227.000 Euro, eine Summer, die freilich noch durch zwei geteilt wird. Die Sieger erhalten auch hier das Doppelte.
Guter Junior
Zumindest schon im Viertelfinale steht Österreichs einziger junior in Wimbledon. Der 18-jährige niederösterreicher jurij Rodionov, der in Wien bei martin Spöttl trai- niert, besiegte den Australier Blake Ellis mit Aufschlägen um die 210 km/h 6:3, 6:7 und 6:3. Sein nächster gegner ist der topgesetzte franzose Corentin moutet. Rodionovs Plan? „Es wird nicht leicht. Aber ich werde jede minute genießen und versuchen, mein Bestes zu geben. Dieses Turnier hier in Wimbledon ist jetzt schon einer meiner größten Erfolge bisher.“
Strahlende Venus
für ein anderes Tennis-märchen sorgte am Donnerstag Venus Williams. 20 jahre, nachdem die Amerikanerin in Wimbledon debütiert hatte, zog sie nun als 37-jährige ins Endspiel ein, wo sie am Samstag auf die Spanierin garbiñe muguruza trifft. Vor 17 jahren holte Venus ihren ersten von bislang fünf Titeln auf dem heiligen Rasen. im halbfinale zeigte sie der lokalmatadorin johanna konta deren grenzen auf und siegte klar 6:4 und 6:2. Also doch eine Williams-Siegerin? Die zuvor überragen- de Schwester Serena hält seit monaten Baby-Pause und kehrt erst 2018 zurück.
Schwester Venus kann am Samstag erstmals seit neun jahren wieder ein grandSlam-Turnier gewinnen. „ich bin überglücklich“, jubelt Venus, die heuer im finale der Australian open an Serena gescheitert war. ihre gegnerin zeigte sich ebenso von der besten Seite: Die 23-jährige muguruza besiegte die Slowakin magdalena Rybarikova ganz klar 6:1, 6:1. muguruza hatte im Achtelfinale die Deutsche Angelique kerber bezwungen und steht zum zweiten mal nach 2015 im Endspiel von Wimbledon.
Bei den herren werden heute die finalisten ermittelt. Zuerst trifft US-mann Sam Querrey in dessen erstem major-halbfinale auf den kroaten marin Cilic (14 Uhr mESZ/ danach der siebenfache Wimbledon-Champ Roger federer auf den Tschechen Tomas Berdych, der im oktober auch beim Erste Bank open in Wien serviert.