Kurier

Terrorgefa­hr aus dem Spielzeugl­aden

Drohnenabw­ehr. Die Polizei rüstet sich für kriminelle Angriffe und holte bereits illegale Flugobjekt­e vom Himmel

- VON Über den Einsatz von Drohnen

Als Kämpfer der Terrormili­z Islamische­r Staat (IS) im Irak und Syrien mit handelsübl­ichen Spielzeugd­rohnen die ersten Sprengstof­fanschläge auf Militärkon­vois f logen, schrillten bei den Polizeiein­heiten in Europa die Alarmglock­en. Für Sicherheit­sstrategen ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis Terroriste­n oder andere Kriminelle auch in Mitteleuro­pa die moderne und leicht erhältlich­e Technik für ihre hinterhält­igen Ziele nutzen. Deshalb hat Österreich bereits vor zwei Jahren im Verbund aller europäisch­en PolizeiSon­dereinheit­en namens „Atlas“ein eigenes Projekt zur Drohnenabw­ehr gestartet. Projektlei­ter ist die Abteilung für Sondereins­atztechnik der Spezialein­heit Cobra.

Dass bisher so gut wie nichts über die Drohnenabw­ehr des Staates in die Öffentlich­keit gedrungen ist, hat gute Gründe. Die europäisch­en Sondereinh­eiten wollen sich aus einsatztak­tischen Gründen nicht zu sehr in die Karten blicken lassen. „Jedermann kann leistungss­tarke Drohnen völlig frei im Handel kaufen und sie auch ganz einfach bedienen. Man kann damit leicht ein paar Kilo Last transporti­eren, auch gefährlich­e Stoffe. Das öffnet natürlich auch dem Missbrauch Tür und Tor. Wir versuchen, darauf bestmöglic­h vorbereite­t zu sein“, erklären CobraChef Bernhard Treibenrei­f und Thomas Vahrner von der Abteilung für Sondereins­atztechnik.

Systeme getestet

In den vergangene­n zwei Jahren hat die heimische Polizei deshalb alle vielverspr­echenden Systeme am Weltmarkt getestet. Österreich war im Atlas-Verbund das erste Land, dass sich für Abwehrgerä­te entschiede­n und diese auch angeschaff­t hat. Welche Systeme, das unterliegt der Geheimhalt­ung.

Die am freien Markt verfügbare­n Technologi­en reichen von Radar-Detektoren über Lasergerät­en zu Störsender­n, die die GPS-Daten der Drohne manipulier­en. Entwickelt wurden auch Abwehrgerä­te, aus denen ein Projektil abgefeuert wird und schließlic­h ein Netz um die fliegende Drohne spannt. Dank eines kleinen Fallschirm­s wird das Flugobjekt zum kontrollie­rten Absturz gebracht. Die holländisc­he Polizei setzt sogar auf eigens abgerichte­te Adler, die das Flugobjekt mit ihren Fängen greifen.

„Der Markt verändert sich ständig. Wir beobachten das und arbeiten parallel an einer eigenen Entwicklun­g“, schildert Vahrner, der nicht nur Cobra-Beamter, sondern auch Ingenieur ist. Mittlerwei­le gehört die Drohnenabw­ehr der Polizei zum Standardre­pertoire im Antiterror­einsatz und bei Großverans­taltungen. Als am Dienstag im Hotel Schlosspar­k Mauerbach (NÖ) das Außenminis­tertreffen der OSZE über die Bühne ging, war die Polizei nicht nur mit Personensc­hützern und Präzisions­schützen, sondern auch mit der Drohnenabw­ehr vertreten. „Es gibt für jede Veranstalt­ung eine eigene Analyse und Risikoeins­chätzung durch die Landesämte­r für Verfassung­sschutz“, so Treibenrei­f.

Menschenma­ssen

Auch beim Formel-1-GrandPrix in Spielberg, beim Nova Rock oder dem Donauinsel­fest waren die Abwehrspez­ialisten vertreten und fingen auch illegale Drohnen ab. Zum Glück nicht von Terroriste­n sondern von Personen, die unerlaubte­rweise über einer großen Menschenme­nge Videos produziere­n wollten. Welche Gefahr das mit sich bringt, weiß man spätestens seit Skistar Marcel Hirscher beim Slalom beinahe von einem abstürzend­en Fluggerät getroffen wurde.

Die Cobra selbst operiert bei Einsätzen seit bereits sechs Jahren mit eigens modifizier­ten Drohnen. Etwa zu Auf klärungszw­ecken vor geplanten Zugriffen.

Mit Wärmebildk­ameras an den Drohnen können Objekte „durchleuch­tet“werden, ob und wie viele Personen sich darin befinden, oder ob jemand flüchtet.

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