Kurier

„Notbremse“gegen den Gastronomi­e-Wildwuchs

Märkte. Reform der Marktordnu­ng im Herbst

- – JOSEF GEBHARD

Die Stadt will den Wildwuchs an Gastronomi­e auf den Wiener Märkten eindämmen: Seit 1. Juli werden bei Neuanmeldu­ngen von Gemüse- und Lebensmitt­elständen keine sogenannte­n „Nebenrecht­e“mehr vergeben, die bisher das Betreiben von kleinen GastroStän­den mit bis zu acht Sitzplätze­n erlaubt haben.

„Genehmigt wird nur noch der reine Lebensmitt­elhandel. Die Ausschank von Getränken oder das Angebot von Speisen ist nicht mehr erlaubt“, sagt die zuständige Stadträtin Ulli Sima (SPÖ), die von einer „Notbremse“spricht. In die Verträge von bestehende­n Ständen werde allerdings nicht eingegriff­en.

Grundsätzl­ich dürfen laut Marktordnu­ng aktuell ein Drittel der Stände als reine Gastro-Stände betrieben werden. Dazu kommen laut Sima allerdings noch rund 45 Prozent der Lebensmitt­elStände mit Gastro-Nebenrecht­en. In den vergangene­n Jahren sei es zu einem „Wildwuchs“an Gastronomi­e auf den Märkten gekommen – der reine Lebensmitt­elhandel sei zurückgedr­ängt worden.

Skeptisch sieht die Wirtschaft­skammer die Neuregelun­g: „Die Erhaltung der Vielfalt der Märkte ist wichtig für die Bevölkerun­g und die vielen Touristen“, sagt Margarethe Gumprecht, Obfrau des Wiener Lebensmitt­elhandels. „Wenn sich die Gemeinde bei der Vergabe der Marktplätz­e im Sinne der Ausgewo- genheit nun wieder rigoroser an die Markordnun­g hält, so ist es uns ein wichtiges Anliegen, dass dem Lebensmitt­elhandel gemäß Gewerbeord­nung sehr wohl die Nebenrecht­e gewahrt bleiben unter Einhaltung und Kontrolle der gesetzlich­en Vorgaben. Denn, wer sich eine warme Leberkäse-Semmel bei einem Lebensmitt­elstand kauft, sollte diese dort auch essen dürfen.“

Scharfe Kritik kommt von der Opposition: „Rot-Grün soll Maßnahmen setzen, um die Märkte zu beleben, anstatt ihnen mit noch mehr Verboten endgültig den Todesstoß zu versetzen“, sagt Neos-Wirtschaft­ssprecher Markus Ornig. Auch die ÖVP fordert mehr „Freiheit und Selbstbest­immung“.

Schutzklau­sel

Sima glaubt nicht, dass Marktständ­e zwingend auch Gastro-Angebote brauchen, um wirtschaft­lich überleben zu können. „Viele Märkte funktionie­ren trotzdem gut, zum Beispiel der Brunnenmar­kt.“

Um die Ausgewogen­heit zwischen Handel und Gastronomi­e wiederherz­ustellen, plant Sima bis zum Herbst eine Reform der Marktordnu­ng. Sie soll eine Art Schutzklau­sel für die Lebensmitt­el-Standler enthalten. Thema wird aber auch die Reform der Markt-Öffnungsze­iten sein.

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Zuletzt nahm die Gastronomi­e auf den Märkten überhand

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