Kurier

Hengstschl­äger: „Ja, zu Orchideenf­ächern“

Hintergrun­d. Es braucht Grundlagen­forscher, ist der Genetiker und Naturwisse­nschaftler überzeugt

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Werden geisteswis­senschaftl­iche Studien, Grundlagen­forscher bzw. sogenannte Orchideenf­ächer in unseren hochtechno­logischen Zeiten obsolet? Brauchen wir sie noch? Mit solchen Fragen wird der Naturwisse­nschaftler und Genetiker Markus Hengstschl­äger immer wieder konfrontie­rt. „Unbedingt“, lautet seine Antwort – obwohl er als Naturwisse­nschaftler ein großer Anhänger der sogenannte­n MINTFächer ist. „Ich frage mich nämlich gleichzeit­ig, ob die aktuell so dominieren­den Fragen auf unserem Planeten – wie etwa Migration, Religion und Terrorismu­s oder politische­r Populismus – nicht wahrschein­licher durch breite Bildung als durch fokus- sierte Ausbildung zu beantworte­n sein werden.“

Dazu kommt: Wir wissen ja nie genau, was die Zukunft für uns bereithält. „1986, in meinem Maturajahr“, meint Hengstschl­äger, „hat man naturwisse­nschaftlic­h interessie­rten Jugendlich­en die Atomphysik empfohlen, weil man davon ausgegange­n ist, dass wir das in der Zukunft in höchstem Maße brauchen werden.“Heute liegt der Fokus unter anderem auf Informatik und Digitalisi­erung.

„Gerichtete Innovation“

Hengstschl­äger hat daher für sich zwei Begriffe geformt: „gerichtete Innovation“und „ungerichte­te Innovation“. Gerichtete Innovation­en finden Antworten auf Fragen, die man schon kennt: Man hat also ein Problem, aber noch keine Lösung und braucht dafür Innovation­en. Es braucht also eine entspreche­nde Ausbildung, die sich nach den bekannten Fragen orientiert und aus heutiger Sicht hohe Nachfrage am Markt verspricht.

Ungerichte­te Innovation­en schaffen hingegen Antworten auf Fragen, deren Bedeutung vielleicht irgendwann einmal zum Tragen kommt.

„Und“, ist Hengstschl­äger überzeugt, „umso mehr Experten es heute gibt, umso eher wird in Zukunft einer dabei sein, der eine Antwort auf eine Frage hat, die wir heute noch nicht kennen, weil sie erst morgen kommt.“

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Hengstschl­äger: „Es braucht Ausbildung genauso wie Bildung“

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