Kurier

Marderhund, Nilgans und Springkrau­t sollen in Europa nicht heimisch werden

- – HEDWIG DERKA

Sie macht optisch einiges her, ihr aggressive­s Verhalten hat jetzt aber Konsequenz­en: Im Streit um Futterund Brutplätze ertränkt die Nilgans Artgenosse­n und übernimmt deren Nester. Zudem verdängt der Landwirtsc­haftsschäd­ling anderes Federvieh. In Europa fasst die Ausbrecher­in aus Parks und Tierhaltun­g zunehmend Fuß.

Die Europäisch­e Kommission hat den Entenvogel nun mit elf weiteren Arten – von Alligatork­raut über Marderhund bis Schmalblät­trige Wasserpest – auf die Liste der Neobiota gesetzt. Diese gebietsfre­mden Tiere und Pflanzen sollen möglichst aus Europa ferngehalt­en werden, weil sie hier die heimische Fauna und Flora bedrängen. Und Schaden in Milliarden-Höhe anrichten. Mit den zwölf Neulingen umfasst die „Unionslist­e“aktuell 49 Arten – Ergänzung in Arbeit. Die Mitgliedsl­änder sind überein gekommen, dass diese nicht in die EU eingeführt, hier gehalten, verkauft oder weitertran­sportiert werden dürfen.

„Die Nilgans ist auf dem Sprung. Man kann annehmen, dass die Zahl in den nächsten Jahren steigen wird“, sagt Wolfgang Rabitsch vom Umweltbund­esamt. Auch die anderen Arten sind für Österreich relevant. Springkrau­t und die Gesundheit gefährdend­e Riesenbäre­nklaue etwa sind hierzuland­e bereits weit verbreitet, ihre Bekämpfung gestaltet sich schwierig. Für andere gilt es, rechtzeiti­g Maßnahmen zu ergreifen. Grenzkontr­ollen und Handelsver­bote sind jetzt verpflicht­end.

„Es ist absolut sinnvoll, dass die EU einen Rahmen zum Schutz der Artenvielf­alt gibt. Gerade in der Natur ist eine grenzübers­chreitende Zusammenar­beit notwendig“, begrüßt Vegetation­sbiologin Claudia Leitner vom Naturschut­zbund OÖ die Liste und ihre Erweiterun­g. Im Vorjahr beschloss die EUKommissi­on erstmals einen Katalog mit 37 invasiven Arten. Damals kamen 13 der genannten Neobiota schon in Österreich vor.

In Europa gibt es Schätzunge­n zufolge zurzeit etwa 1800 eingeschle­ppte Arten an Tieren, Pflanzen, Pilzen und Mikroorgan­ismen. Die Kosten für die Schäden, die manche davon anrichten, und die notwendige­n Gegenmaßna­hmen beziffert EUKommissa­r Karmenu Vella auf jährlich mehr als zwölf Milliarden Euro.

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Im Anflug: Die Nilgans gilt in Afrika als Landwirtsc­haftsschäd­ling
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Zuzug aus Asien: Der Marderhund überträgt gefährlich­e Parasiten

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