Wenn Wind und Wetter zu freudig mitspielen
Kritik. Giuseppe Verdis „Rigoletto“im Römersteinbruch in St. Margarethen: Sieg über den Regen.
So ist das eben auch mit den sommerlichen Freiluftvergnügungen. Gewitter, Regen – die Naturgewalten spielen oft eine ungeplante Hauptrolle. Auch bei der Premiere von Giuseppe Verdis „Rigoletto“im Römersteinbruch von St. Margarethen. Ein gewittertechnisch etwas verspäte- ter Beginn, eine weitere, heftige Regenphase gegen Ende des ersten Aktes, ein teils flüchtendes Publikum. Aber: Künstlerinnen und Künstler, die sich mit Mut und Vehemenz für das Open-Air-Spektakel aufopferten und einer (wie im benachbarten Mörbisch) verbesserungswürdigen Tonanlage trotzten.
Alles Leinwand
„Rigoletto“in Regie, Bühnenbild und Lichtdesign von Philippe Arlaud – das ist, abgesehen von einer gigantischen, roten Showtreppe, einem Kronleuchter und einigen Massenszenen kein naturalistisch aufgeblähtes Brimbo- rium, sondern ein klug mit visuellen Projektionen arbeitendes Psychodrama. Andrea Uhmann hat dafür die passenden, konkreten Kostüme entworfen. Die von einem Dodekaeder (der Steinbruch kommt szenisch kaum vor) dominierten Bilderwelten sind stringent; dieser „Rigoletto“kann sich vor allem auf Leinwand sehen lassen.
Und die musikalische Seite? Sie lässt sich nur bedingt beurteilen. Fakt ist: Dirigentin Anja Bihlmaier – alle Ausführenden alternieren – darf sich am Pult des Symphonieorchesters des Slowakischen Rundfunks (samt Philharmonia Chor Wien) noch mehr um Konturen und melodische Akzente bemühen. Dafür ist Yosep Kang ein höhensicherer, starker Herzog, der in Vladislav Sulimsky einen intensiven, glaubhaften Hofnarren Rigoletto findet.
Als Gilda punktet Elena Sancho Pereg mit ihrem fein geführten und hell timbrierten Sopran; Annely Peebo ist eine glaubhafte Maddalena.
Sorin Coliban als mächtiger Sparafucile und Clemens Unterreiner als bedrohlichpräsenter Monterone könnten wohl sogar ohne Mikroports den gesamten Steinbruch stimmlich erschüttern. Was also will man mehr.