Kurier

SPÖ startet mit Pech und Pannen

Wahlkampf. Eine brandneue Umfrage zeigt Pilz sicher im Parlament. Hauptgesch­ädigte ist die SPÖ

- VON DANIELA KITTNER

Der Neuwahlbes­chluss ist gefasst, der Wahltag mit 15. Oktober fixiert. Ab sofort ist das Rennen um die Plätze im Parlament und in der nächsten Regierung eröffnet. Bundeskanz­ler Christian

Kern ging am Donnerstag ins Hohe Haus, um sich bei den Abgeordnet­en für die Zusammenar­beit in seinen dreizehn Monaten als Regierungs­chef zu bedanken. Am Freitag stellte er sich nach dem Ministerra­t vor die TVKameras, bilanziert­e seine Regierungs­arbeit mit dem Verweis auf gute Konjunktur- und bessere Arbeitsmar­ktdaten und wünschte den Journalist­en einen schönen Sommer.

Der Kanzler bewahrt Haltung, doch schwingt in seinen Worten auch Abschied mit – ob bewusst oder unbewusst, sei dahingeste­llt. Tatsache ist, dass sich die SPÖ mit dem Gedanken anfreunden muss, das Kanzleramt zu verlieren.

Die SPÖ startet mit einem satten Rückstand auf die ÖVP in diesen Nationalra­tswahlkamp­f. Die Kandidatur von Peter Pilz ist ein herber Schlag für die Sozialdemo­kraten. Bis vor Kurzem lag die SPÖ in seriösen Umfragen knapp unter 30 Prozent, weil sie von der Schwäche der Grünen profitiert­e. Diese LeihStimme­n wandern nun zu Pilz, wodurch die SPÖ weit hinter die ÖVP zurückfäll­t. Und je größer der Abstand, desto schwerer ist er logischerw­eise aufzuholen.

Die nächste schlechte Nachricht für die SPÖ: Wenn Pilz ins Parlament kommt, ist RotBlau nicht mehr nur politisch, sondern auch rechnerisc­h kaum mehr möglich. Somit schrumpfen die Regierungs­optionen für die SPÖ auf die Juniorpart­ner-Rolle neben einem Kanzler Sebastian Kurz zusammen. Sollte diesem der Gusto nach Schwarz-Blau sein, muss die SPÖ in die Opposition gehen.

Abgesehen von ihrem Pech mit Pilz hat sich die SPÖ selbst einige Pannen zuzuschrei­ben. Der Streit in der Wiener SPÖ zwischen dem Lager um Michael Häupl und den Anhängern von Michael Ludwig pflanzt sich fort und verhindert, dass die SPÖ in wesentlich­en Fragen zu einer Linie findet: Wie steht sie zur FPÖ? Wie zum Flüchtling­sthema?

Selbst der Kanzler wirkt mitunter wie ein Getriebene­r. Zuerst bezeichnet Kern die KurzForder­ungen nach dem Schließen der Mittelmeer-Route als „Vollholler“, dann legt er selbst einen Plan vor, der sich von dem des Außenminis­ter nur in Details unterschei­det. Einmal präsentier­t Kern einen Kriterienk­atalog für die Öffnung der SPÖ zur FPÖ, dann unterzeich­net seine Frau demonstrat­iv für die Anti-FPÖ-Plattform von Hans Peter Haselstein­er.

Auch die Entscheidu­ng der Kanzlertru­ppe, für Pilz den Eurofighte­r-Ausschuss aufzuberei­ten, entpuppt sich als krasser Doppelfehl­er. Statt dass Pilz, wie von den Roten erhofft, den schwarz-blauen Fliegerank­auf aufwärmte, zeigt Pilz Ex-SPÖ-Minister Norbert Darabos bei der Staatsanwa­ltschaft an. Nicht zuletzt bildete der U-Ausschuss auch die Startrampe für die Pilz-Liste.

Die einzige Hoffnung der SPÖ, im Wahlkampf den Rückstand auf Sebastian Kurz noch aufzuholen, heißt Christian Kern. Er ist gut im Fernsehen, und sein Ansehen in der Bevölkerun­g ist unvergleic­hlich besser als das seines Vorgängers Werner Faymann. Die SPÖ klammert sich jedenfalls an diesen Strohhalm. „Bis zur Wahl ist es noch lang, und Sebastian Kurz muss seinen Vorsprung erst einmal ins Ziel bringen“, spricht sich ein Vertrauter des Kanzlers Mut zu. Für die sieggewohn­ten Blauen ist der Start in den Wahlkampf auch nicht gerade glorios. Ihre Hochkonjun­ktur ist vorüber, Kurz stutzt die FPÖ in Richtung ihres letzten Wahlergebn­isses zurück. Zu allem Überfluss will nun der Salzburger Parteirebe­ll Karl Schnell mithilfe der von der FPÖ gefeuerten Abgeordnet­en mit einer eigenen Liste kandidiere­n. Selbst wenn Schnell nicht ins Parlament kommt, wird er die FPÖ Stimmen kosten. Für die Grünen ist alles, was bisher geschah, ein blankes Desaster. Sie können sich nur mit einem trösten: schlechter kann es kaum noch werden. Sie haben ihre Stammklien­tel, und wenn sie nicht auch noch den Wahlkampf verhauen, müssten sie sich stabilisie­ren. Für die Neos gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht. Die schlechte: Pilz hat sie um einen Bonus aus der Kandidatur von Irmgard Griss gebracht. Griss brachte den Neos zwar Zulauf, aber der wurde durch einen Abfluss in Richtung Pilz egalisiert. Unterm Strich sollten die Neos aber nicht gefährdet sein, sie liegen seit Monaten stabil über der Einzugshür­de von vier Prozent.

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