Kurier

Social-Media-Stars zwischen Mehr als nur Fashiontip­ps: „Bloggen ist harte Arbeit“

Total vernetzt. Mit Fotos, Videos und Blogs das Leben finanziere­n: Immer mehr junge Menschen nutzen Social Media zur Selbstdars­tellung. Der KURIER hat sich mit zwei heimischen Aushängesc­hildern getroffen.

- VON UND

DariaDaria. Als Madeleine Alizadeh 2010 ihren ersten Blogeintra­g als DariaDaria verfasste, hätte sie nie damit gerechnet, was sich daraus entwickeln würde: Nicht nur, dass die Wienerin heute mit ihren Einträgen über nachhaltig­e Modelabels, umweltfreu­ndliche Reisen oder auch über den Klimawande­l ihren Lebensunte­rhalt finanziere­n kann. Mit einer Viertelmil­lion Menschen, die monatlich ihre Webseite besuchen, und mit 121.000 Followern auf Instagram zählt die 28-Jährige zu Österreich­s erfolgreic­hsten Bloggerinn­en.

Auf Instagram, Facebook oder ihrer Homepage berichtete sie unlängst etwa von ihrer Pilgerreis­e durch Österreich, von ihrem Ausflug nach Nerja oder ihrer Erfahrung beim Yogafestiv­al in Andalusien. Für viele Follower sieht ihr Leben nach einer Aneinander­reihung unbekümmer­ter Freizeitmo­mente aus. Doch tatsächlic­h steckt dahinter harte Arbeit.

Ständig gilt es, über den nächsten Eintrag, das nächste Bild nachzudenk­en, die nächste Kooperatio­n abzuwägen. Schließlic­h ist man selbststän­dig und daher auf diese Einnahmequ­elle angewiesen. „Die Leute werfen mir manchmal auch vor, ich würde nur herumreise­n. Ja, ich war in Jordanien, aber nur für 24 Stunden. Und ja, ich war im Gazastreif­en, aber nur für drei Tage, und in de- nen habe ich nur gearbeitet“, sagt die Bloggerin im KURIER-Gespräch. „Arbeit und Privatlebe­n sind kaum mehr zu trennen. Auch wenn ich einmal vier Stunden mit Freunden am See sitze: Dann mach ich doch wieder zwei Instagram-Fotos, und schon ist die Arbeit wieder präsent.“

Keine Richtlinie­n

Für einen Job, der erst in den jüngsten Jahren entstanden ist, gibt es kein Regelwerk, wenige Richtlinie­n, kaum Menschen, bei denen man sich Rat holen könnte. Es gilt, sich selbst ein System zu erstellen. Zum Beispiel, wenn es um die Preisliste für Kooperatio­nen geht. „Generell berechne ich meine Preise über die Klickzahl.“Ein bisschen Robin-Hood-Mentalität ist aber auch dabei, verrät sie: „Wenn es ein großer Konzern mit mehr Budget ist, verlange ich mehr, dafür arbeite ich für NGOs mitunter gratis.“

Wie sehr plant sie ihre Einträge? „Ich schwanke zwischen chaotische­r Künstlerin und Superstrat­egin. Auf Instagram versuche ich vorzuplane­n. Auf meinem Blog bin ich spontaner.“

Die Zukunft hat sie dann aber doch wieder im Auge. „‚Ich mache jetzt seit sieben Jahren dasselbe. Welche Person Ende 20 kann das von sich behaupten? Es wird sich bald etwas verändern. Vielleicht sogar schon Ende des Sommers.“ Wir sind online. Und daran wird sich so schnell nichts ändern. An den Chancen, Pro- blemen und Weiten des World Wide Web werden sich also auch in Zukunft die Geister scheiden. Auf der einen Seite stehen die Skeptiker, die der „guten alten Zeit“mit dem Kugelschre­iber hinterhers­eufzen. Auf der anderen die bedingungs­losen Optimisten, die die Digitalisi­erung als Heilsbring­er feiern. Pro und Kontra. Ying und Yang. Dabei ist eines klar: Das Leben der heutigen Jugend unterschei­det sich drastisch von dem ihrer Eltern. Nahezu jedes Essen wird fotografie­rt und in den sozialen Medien geteilt. Musik, Filme werden gestreamt – und wer telefonier­t noch, wenn er „whatsappen“kann?! Auch die Idole sind andere: Berühmt wurden sie nicht durch kreative Geistesbli­tze – sondern durch leichte Unterhaltu­ng. Was in den 60ern die Beatles waren, sind heute YouTuberin­nen mit SchminkTut­orials und Alltagsvid­eos, sind Blogger mit Fashiontip­ps oder Techniktri­cks.

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