Das Kleid fotografieren, die Drohne liefert es
Künstliche Intelligenz. Die Online-Händler bereiten sich auf die neue Konsumentenwelt vor
Ein Projekt, das Sepp Hochreiter vom Institut für Bioinformatik betreibt, ist eine Kooperation mit dem OnlineHändler Zalando. „Wir analysieren für Zalando ModeBlogs. Wenn die Menschen etwas auf Facebook stellen, analysieren wir die Bilder und den Text. Damit Zalando dann jene Kleidungsstücke vorne auf ihre Seite stellt, die gerade im Trend sind.“Zalando will nun auch regionale Modetrends herausfinden: Was ist gerade in London los, was in Berlin, in Mailand etc.? Denn die Trends schwappen dann von einer Stadt auf andere über.“
Zalando baut gerade in Berlin ein Zentrum für künstliche Intelligenz. Rund 200 Meter vom Amazon-Zentrum entfernt, „mit dem wir auch zusammenarbeiten“, so Hochreiter im KURIER-Gespräch. Audi möchte in der künstlichen Intelligenz bei den Autos ebenso führend sein wie Zalando in der Mode oder Amazon.
Zustellung per Drohne
Aus Sicht der Online-Händler sollten die Geschäfte in den Innenstädten verschwinden. „Ihre Vorstellung ist, dass der Konsument mit seinem Handy Fotos von den Models macht und es mündlich anweist, das betreffende Kleidungsstück zu bestellen. Wenn der Konsument nach Hause kommt, hat die Drohne von Amazon das Paket schon abgeliefert und er probiert das Kleidungsstück zu Hause aus. Wenn es nicht passt, wird das Stück mit der Drohne zurückgeschickt. Amazon möchte das innerhalb einer halben Stunde erledigen. So stellen sie sich die Welt vor.“
Er, Hochreiter, gehe teil- weise noch ins Geschäft einkaufen, teilweise bestelle er im Internet. Einkaufen sei für ihn kein Erlebnis. „Mir ist es lieber, wenn ich mir beim Anprobieren nebenbei Bayern München im Fernsehen anschauen kann.“
Bücher bestellt der Wissenschafter hauptsächlich online. Die Buchgeschäfte werden sich stark ändern, ist er überzeugt, die Verkaufsflächen würden stark reduziert werden. Der Käufer findet zukünftig virtuell jene Themenbereiche vor, die ihn interessieren. „Der große Thalia wird zum kleinen Thalia, aber man sieht gleichzeitig virtuell viel mehr.“Die Buchhandlung wisse aufgrund der Bestellungen per Handy über die Vorlieben des Konsumenten Bescheid. Hochreiter: „Man muss aber auch anonym bleiben können, wenn man das will.“In Asien gebe es diese Trends schon, in Europa werde es noch länger dauern. In den nächsten Jahren werde das kommen. „Die Shops werden individualisiert. Man gibt dem Shop bekannt, was einen interessiert.“