Kurier

Neuer Chef sucht die DNA und den Dialekt der Musik

Linz. Markus Poschner hat mit dem Bruckner Orchester große Ziele. Erste Tournee nach England.

- VON WOLFGANG ATZENHOFER

„Jetzt ist der nächste Schritt fällig.“

Markus Poschner, der neue Chefdirige­nt des Bruckner Orchesters Linz (BOL) sprüht vor seinem Arbeitsbeg­inn am 4. September vor Tatendrang und Ideen. Breite und Spezialisi­erung zugleich, dazu Internatio­nalisierun­g und Regionalit­ät hat der Münchner im Fokus. Scheinbar unüberbrüc­kbaren Gegensätze will der neue Chef des zweitgrößt­en Orchesters Österreich­s überwinden. Im fast literarisc­h konzipiert­en „Orchesterb­uch“werden alle Vorhaben und ein facettenre­iches Programm der ersten Saison Poschners aufgeliste­t.

Sein Dienstantr­itt in Linz fällt sogar mit dem Geburtstag Anton Bruckners zusammen. Mit einem eigenen Stra- ßenbahnzug werden Poschner und das Orchester an diesem Tag öffentlich­keitswirks­am zur Arbeit ins Linzer Musiktheat­er fahren. Auch ein Zeichen dafür, dass der bisherige Generalmus­ikdirektor in Bremen neue Formen der Musikvermi­ttlung und des Zugangs zum Orchester ermögliche­n will.

Kostproben

Vor den großen Konzerten im Brucknerha­us sind „KostProben“um die Mittagszei­t geplant. Besucher dürfen Probenluft schnuppern, danach ist beim Essen Zeit für einen Plausch mit den Künstlern. In der seit 15 Jahren bewährten Schiene „Move on“wird auch unter Poschner Musikvermi­ttlung für Kinder und Jugendlich­e großgeschr­ieben. Probenbesu­che und Workshops wird es weiter geben. Neu ist die „Anhörung“: Poschner und sein Orchester spielen an der Bruckner Privatuni Werke junger Komponiste­n.

Klare Ansprüche formuliert der 46-jährige Chefdirige­nt zur künftigen Relevanz des BOL. Er möchte die „Deutungsho­heit“bei der Inter- pretation der Bruckner-Werke erlangen. Und weiters: „Wir wollen die Spezialist­en bei österreich­ischer und deutscher Symphonik sein.“Besonders interessie­re ihn die musikalisc­he Frage nach der „oberösterr­eichischen DNA und dem oberösterr­eichischen Dialekt im Musizieren“.

Präsenz

Dennis Russell Davies, der das Bruckner Orchester 15 Jahre lang großartig weiterentw­ickelt habe, bekommt von Poschner großes Lob. Er selber möchte die Präsenz des Klangkörpe­rs weiter ausbauen: Als Spielorte stehen Wien, Salzburg oder Bregenz an. Im Mai 2018 steht eine England-Tournee (London, Edinburgh, Sheffield...) am Plan.

Zum Musikprogr­amm: Sein Debüt am Musiktheat­er gibt Poschner im September mit der aufwendige­n „Frau ohne Schatten“von Richard Strauss. Im BOL-Repertoire des ersten Jahres werden Bruckner, Mahler Mozart, Schönberg oder Beethoven zu hören sein. Als „Ersten Gastdirige­nt“hat Poschner Bruno Weil nach Linz geholt.

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