„Meiner Frau würde ich nicht erlauben, Fußball zu spielen“
D’rauf gepfiffen. Machos wie Gerd Müller konnten Michele Mouton, Lindsey Vonn oder Bibiana Steinhaus nicht stoppen
„Meiner Meinung nach sollten Frauen am Herd bleiben und nicht beim Männer-Fußball entscheiden.“Mit diesem Sager erlangten Lukas Vacha und Tomas Koubek im vergangenen Jahr größere Berühmtheit als mit ihren Toren. Die beiden Fußballprofis von Sparta Prag hatten gegenüber einer SchiedsrichterAssistentin die verbale MachoKeule geschwungen und waren dafür zu einem Straftraining verdonnert worden – beim Damenteam von Sparta Prag.
Die Entgleisung der beiden Fußballer macht deutlich: Mit der Emanzipation im Sport ist es auch im 21. Jahrhundert noch nicht weit her. Die Geschichte des Frauensports ist geprägt von Vorurteilen und Verboten, von dummen Sprüchen und alten Rollenbildern, von Machogehabe und kranken Denkmustern.
Eine Aussage von Gian-Franco Kasper hat sich da besonders ins Gedächtnis gebrannt. Der Präsident des internationalen Skiverbandes vertrat doch tatsächlich noch vor wenigen Jah- ren öffentlich die Ansicht, dass Skispringen nichts für Frauen sei. Die Wucht des Aufsprungs würde nämlich die Gebärmutter der Frauen zerstören.
Solche kruden Theorien tauchen immer wieder auf, wenn’s darum geht, dass Sportlerinnen auf den Spuren ihrer männlichen Kollegen wandeln. So hieß es etwa, dass das Kanu-Fahren im Kanadier-Boot durch die einseitige Belastung Unfruchtbarkeit hervorrufen könne. Der deutsche Coach der Nordischen Kombinierer, Hermann Weinbuch, fürchtete wiederum, dass die Wirbelsäulen der Skispringerinnen der Belastung bei der Landung nicht standhalten.
Pionierleistungen
Dem gegenüber stehen die vielen Pionierleistungen, die es im Damensport trotz aller Hindernisse gegeben hat. Als etwa die Französin Michele Mouton 1981 als erste Frau einen Lauf zur Rallye-WM gewann und sogar beinahe den Titel holte, schrieb der Figaro von einem „beispiellosen Fall in der Sportgeschichte“. Noch weit höher einzuschätzen ist der Mut der US-Amerikanerin Kathrine Switzer, die vor 50 Jahren in Boston als erste Frau an einem Marathon teilgenommen hat. Dabei trug sie Männerkleidung – Läuferinnen waren damals nicht zugelassen.
So eroberten die Frauen über die Jahrzehnte heimlich, still und leise die einstigen Männerdomänen. Freilich nicht ohne Widerstände. So meinte die deutsche Fußballlegende Gerd Müller in den 1970er-Jahren: „Warum sollen Frauen hinter dem Ball herlaufen? Sie gehören doch hinter den Kochtopf. Meiner Frau würde ich nicht erlauben, Fußball zu spielen.“
Gleichberechtigung
Aber es gibt sie dann doch, die Sportarten, in denen die Frauen seit jeher auf Augenhöhe mit den Männern sein durften. Hoch zu Ross spielte das Geschlecht erstaunlicherweise nie eine Rolle. Im Springreiten, aber noch mehr in der Dressur, stahlen immer wieder die Reiterinnen ihren Kollegen die Show.
Ähnliches schwebt auch Lindsey Vonn vor. Die erfolgreichste Skifahrerin der Weltcupgeschichte plant ein Kräftemessen mit den Herren. „Wenn ich mit Männern trainiere, schlage ich die Hälfte von ihnen. Sie wollen nur nicht bloßgestellt werden“, erklärte die US-Skidiva bei 60 Minutes Sport.
Bloßgestellt ist ein gutes Stichwort. Denn auch in Sachen Kleidungsvorschriften mussten die Frauen lange um ihre Rechte und Freiheiten kämpfen. Erst seit fünf Jahren haben Beachvolleyballerinnen die Wahl. Davor hatten die Herren des Weltverbands die Bikini-Größe (eigentlich -Kleine) vorgeschrieben: 2004 durfte das Bikini-Höschen seitlich maximal sieben Zentimeter kurz sein. Laut einer Untersuchung der TV-Übertragungen der Frauen-Beachvolleyball-Spiele von 2004 fokussierten knapp 40 Prozent der Kameraeinstellungen auf Brust oder Gesäß der Spielerinnen, was zur Annahme führte, dass weniger die sportliche Komponente als vielmehr das Aussehen der Frauen im Vordergrund stünde.
Eine ähnliche Erfahrung hat Bibiana Steinhaus gemacht. Als Fußball-Schiedsrichterin wurde sie allzu häufig auf ihre Weiblichkeit reduziert. Steinhaus ist ab heuer die erste Schiedsrichterin in der deutschen Bundesliga. Sie weiß: „Natürlich bin ich umstritten. Ich bin nun einmal die Einzige hier mit einem blonden Pferdeschwanz.“