Technik ausbauen, Spitzenleute halten
Audi muss Forschungszentrum in Linz absagen, weil die Universitätsabsolventen fehlen. Jetzt liegt sie also auf dem Tisch, die Startbilanz des Landes. Drei Milliarden Euro Schulden bei einem Jahresbudget von vier Milliarden, das Einsparvolumen für den nächstjährigen Landeshaushalt beträgt rund 200 Millionen. Das ist ein harter Brocken, den die neun Regierungsmitglieder erst einmal verdauen müssen. Aber sie werden es schaffen, weil es alternativlos ist. Die Zahlen sind seit Jahren bekannt, jeder konnte sie den Jahresrechnungsabschlüssen und den Rechnungshof berichten entnehmen. Oberösterreich liegt damit im europäischen Durchschnitt, wie die Experten Teodoro Cocca und Wolfgang Baaske konstatierten.
Die Aussage von Landeshauptmann Thomas Stelzer, dass das Land in den vergangenen Jahren über seinen Verhältnissen gelebt hat, wird seinen Vorgänger Josef Pühringer schmerzen. Man darf aber nicht vergessen, dass die Finanz- und Wirtschaftskrise 2008, die stärkste seit den 1930er-Jahren, auch das Land voll getroffen hat. Mit geringeren Steuereinnahmen und gezielt erhöhten Ausgaben, um die Wirtschaft anzukurbeln.
Oberösterreich benötigt finanzielle Spielräume für Zukunftsinvestitionen: für den Breitband-Ausbau, für den öffentlichen Verkehr (Bahn und Straßenbahn), für den Bau von Brücken und Straßen, für den Ausbau von Universität und Fachhochschulen. Der Kepleruniversität kommt für die Zukunft des Landes eine zentrale Bedeutung zu. Gelingt es, Spitzenforscher wie Sepp Hochreiter (Interview Seite 2) zu halten oder muss das Land sie ziehen lassen, weil es an Geld und Ressourcen fehlt? Wer den Anspruch stellt, zu den führenden Regionen Europas gehören zu wollen, muss diese Top-Leute halten und ihnen das entsprechende Umfeld zur Verfügung stellen. Natürlich ist der Bund für die Universitäten zuständig. Aber es fehlt ihm an Geld. Das Land sollte einspringen.
Die wachsende Bedeutung der Universitäten lässt sich in den USA ablesen. Die Studenten und Forscher von Stanford haben 40.000 Firmen gegründet. Das MIT und Harvard sorgen mit ihrem Umfeld für die Hälfte des Bruttoinlandsprodukts von Massachusetts.
Wie Sepp Hochreiter fordert: Die technisch-naturwissenschaftliche Fakultät der Kepler-Universität benötigt einen Schub. Audi wollte hier ein Forschungszentrum mit 50 Mitarbeitern auf bauen. Hochreiter musste absagen, weil die Absolventen fehlen. Das Zentrum wird woanders gebaut.