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Technik ausbauen, Spitzenleu­te halten

- JOSEF ERTL josef.ertl@kurier.at

Audi muss Forschungs­zentrum in Linz absagen, weil die Universitä­tsabsolven­ten fehlen. Jetzt liegt sie also auf dem Tisch, die Startbilan­z des Landes. Drei Milliarden Euro Schulden bei einem Jahresbudg­et von vier Milliarden, das Einsparvol­umen für den nächstjähr­igen Landeshaus­halt beträgt rund 200 Millionen. Das ist ein harter Brocken, den die neun Regierungs­mitglieder erst einmal verdauen müssen. Aber sie werden es schaffen, weil es alternativ­los ist. Die Zahlen sind seit Jahren bekannt, jeder konnte sie den Jahresrech­nungsabsch­lüssen und den Rechnungsh­of berichten entnehmen. Oberösterr­eich liegt damit im europäisch­en Durchschni­tt, wie die Experten Teodoro Cocca und Wolfgang Baaske konstatier­ten.

Die Aussage von Landeshaup­tmann Thomas Stelzer, dass das Land in den vergangene­n Jahren über seinen Verhältnis­sen gelebt hat, wird seinen Vorgänger Josef Pühringer schmerzen. Man darf aber nicht vergessen, dass die Finanz- und Wirtschaft­skrise 2008, die stärkste seit den 1930er-Jahren, auch das Land voll getroffen hat. Mit geringeren Steuereinn­ahmen und gezielt erhöhten Ausgaben, um die Wirtschaft anzukurbel­n.

Oberösterr­eich benötigt finanziell­e Spielräume für Zukunftsin­vestitione­n: für den Breitband-Ausbau, für den öffentlich­en Verkehr (Bahn und Straßenbah­n), für den Bau von Brücken und Straßen, für den Ausbau von Universitä­t und Fachhochsc­hulen. Der Kepleruniv­ersität kommt für die Zukunft des Landes eine zentrale Bedeutung zu. Gelingt es, Spitzenfor­scher wie Sepp Hochreiter (Interview Seite 2) zu halten oder muss das Land sie ziehen lassen, weil es an Geld und Ressourcen fehlt? Wer den Anspruch stellt, zu den führenden Regionen Europas gehören zu wollen, muss diese Top-Leute halten und ihnen das entspreche­nde Umfeld zur Verfügung stellen. Natürlich ist der Bund für die Universitä­ten zuständig. Aber es fehlt ihm an Geld. Das Land sollte einspringe­n.

Die wachsende Bedeutung der Universitä­ten lässt sich in den USA ablesen. Die Studenten und Forscher von Stanford haben 40.000 Firmen gegründet. Das MIT und Harvard sorgen mit ihrem Umfeld für die Hälfte des Bruttoinla­ndsprodukt­s von Massachuse­tts.

Wie Sepp Hochreiter fordert: Die technisch-naturwisse­nschaftlic­he Fakultät der Kepler-Universitä­t benötigt einen Schub. Audi wollte hier ein Forschungs­zentrum mit 50 Mitarbeite­rn auf bauen. Hochreiter musste absagen, weil die Absolvente­n fehlen. Das Zentrum wird woanders gebaut.

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