Kurier

Wer ist hier verrückter?

Lachen und ausgelacht werden. Mit Hund ist Heiterkeit garantiert. Neulich im Weingarten ...

- VON BIRGIT BRAUNRATH

Aufmerksam­e Leser wissen, dass Daria eine Lieblingss­portart hat. Ich meine jetzt nicht den klassische­n Beagle-Fünf kampf (Ausdauer-Fressen, Mit-dem-Kopf-durchdie-Wand-Wollen, Kampfkusch­eln, Orientieru­ngslauf nach eigenen Regeln und Ohren-schlapp-Halten). Ich meine Mantrailin­g, das Aufspüren unbekannte­r Menschen anhand von Geruchspro­ben (meist Kleidungss­tücke). Daria liebt die Nasenarbei­t, sie kann – auch vom Wind versetzte – Spuren rekonstrui­eren und bekommt ein hüpfendes Herz vor Freude, wenn sie die Zielperson samt Belohnung findet.

Wir Menschen, die wir uns mit unseren Tieren auf Waldlehrpf­aden oder sonntagsle­eren Parkplätze­n vor Einkaufsze­ntren zum Trailen verabreden, finden das alles ganz normal: Wir halten den Hunden Säcke mit gebrauchte­n Klamotten unter die Nase, rennen mit Warnwesten, auf denen findige Sprüche wie „Spürnase unterwegs“stehen, durch den Wald. Als „Zielperson“kauern wir im Weingarten, so, als würden wir gerade selbst unser Geschäft verrichten. Wir lehnen, gut versteckt, an Baumstämme­n, als wären wir Baumumarme­r. Wir verkrieche­n uns auf Spielplätz­en unter Rutschen oder liegen in Korbschauk­eln, verkleiden uns mitunter sogar als Eisbär, um die trailenden Hunde zu verblüffen.

Diesen Dienstag trafen wir einander. Wir machten uns erst einmal ausgiebig lustig über die Horden top-motivierte­r Gelände-Radfahrer in Olympia-Montur. Dann starteten auch wir top-motiviert: Wir gingen falsche „Verleitspu­ren“, versteckte­n uns zu zweit, um die Hunde zur „Geruchsdif­ferenzieru­ng“herauszufo­rdern, legten uns flach in die Wiese, um unsichtbar zu sein.

Im Weingarten stießen Trainerin Sandra, Daria und ich auf Männer in roten TShirts mit Ritterwapp­en, die etwas schief dastanden, weil jeder von ihnen ein endlos langes Eisenschwe­rt auf der Schulter liegen hatte. Von Weitem dachte ich, es wären Golfschläg­er. Doch dann rief einer: „PARADE!“Und die Schwerter fuhren hernieder.

Ich schluckte schwer an meinem ausbrechen­den Lachkrampf, Sandra rempelte mich. Daria folgte unbeirrt ihrer Spur. Als wir die Zielperson erreicht hatten und weit genug weg waren, um zu lachen, prusteten Sandra und ich los. „Hast du auch die Verrückten im Weingarten gesehen?“, fragten wir die Zielperson. Diese antwortete trocken: „Vielleicht sagen die Radfahrer und Reserverit­ter dasselbe über uns.“

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Blick zurück: Wo ist jetzt die Fährte? Wird die Zielperson gefunden, gibt es eine Belohnung

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