Wer ist hier verrückter?
Lachen und ausgelacht werden. Mit Hund ist Heiterkeit garantiert. Neulich im Weingarten ...
Aufmerksame Leser wissen, dass Daria eine Lieblingssportart hat. Ich meine jetzt nicht den klassischen Beagle-Fünf kampf (Ausdauer-Fressen, Mit-dem-Kopf-durchdie-Wand-Wollen, Kampfkuscheln, Orientierungslauf nach eigenen Regeln und Ohren-schlapp-Halten). Ich meine Mantrailing, das Aufspüren unbekannter Menschen anhand von Geruchsproben (meist Kleidungsstücke). Daria liebt die Nasenarbeit, sie kann – auch vom Wind versetzte – Spuren rekonstruieren und bekommt ein hüpfendes Herz vor Freude, wenn sie die Zielperson samt Belohnung findet.
Wir Menschen, die wir uns mit unseren Tieren auf Waldlehrpfaden oder sonntagsleeren Parkplätzen vor Einkaufszentren zum Trailen verabreden, finden das alles ganz normal: Wir halten den Hunden Säcke mit gebrauchten Klamotten unter die Nase, rennen mit Warnwesten, auf denen findige Sprüche wie „Spürnase unterwegs“stehen, durch den Wald. Als „Zielperson“kauern wir im Weingarten, so, als würden wir gerade selbst unser Geschäft verrichten. Wir lehnen, gut versteckt, an Baumstämmen, als wären wir Baumumarmer. Wir verkriechen uns auf Spielplätzen unter Rutschen oder liegen in Korbschaukeln, verkleiden uns mitunter sogar als Eisbär, um die trailenden Hunde zu verblüffen.
Diesen Dienstag trafen wir einander. Wir machten uns erst einmal ausgiebig lustig über die Horden top-motivierter Gelände-Radfahrer in Olympia-Montur. Dann starteten auch wir top-motiviert: Wir gingen falsche „Verleitspuren“, versteckten uns zu zweit, um die Hunde zur „Geruchsdifferenzierung“herauszufordern, legten uns flach in die Wiese, um unsichtbar zu sein.
Im Weingarten stießen Trainerin Sandra, Daria und ich auf Männer in roten TShirts mit Ritterwappen, die etwas schief dastanden, weil jeder von ihnen ein endlos langes Eisenschwert auf der Schulter liegen hatte. Von Weitem dachte ich, es wären Golfschläger. Doch dann rief einer: „PARADE!“Und die Schwerter fuhren hernieder.
Ich schluckte schwer an meinem ausbrechenden Lachkrampf, Sandra rempelte mich. Daria folgte unbeirrt ihrer Spur. Als wir die Zielperson erreicht hatten und weit genug weg waren, um zu lachen, prusteten Sandra und ich los. „Hast du auch die Verrückten im Weingarten gesehen?“, fragten wir die Zielperson. Diese antwortete trocken: „Vielleicht sagen die Radfahrer und Reserveritter dasselbe über uns.“