Kurier

Um ein Fünftel Zahl der Delikte mit Schusswaff­en steigt stark

2016 wurden 1097 Straftaten verübt. Immer mehr Waffen werden illegal erworben

- VON DANIEL MELCHER

Seit der Flüchtling­skrise und der zunehmende­n Angst vor dem Terrorismu­s haben die Österreich­er aufgerüste­t. Das hinterläss­t mittlerwei­le Spuren in der Kriminalst­atistik: Die Zahl der straf baren Handlungen mit Schusswaff­en stieg von 2015 auf 2016 um fast ein Fünftel. Anzeigen nach dem Waffengese­tz gab es im Vorjahr sogar mehr als doppelt so viele wie noch 2015. Mehr als zwei Drittel der 1079 Schusswaff­en-Delikte wurden mit illegalen Waffen begangen. Die Aktivitäte­n auf Plattforme­n, auf denen man solche erwerben kann, haben sich deutlich verstärkt, sagt der Leiter des Büros für Organisier­te Kriminalit­ät.

Terroransc­hläge wie jene in Nizza, Brüssel oder London verunsiche­rn, machen Angst. Wollen die Österreich­er das sinkende subjektive Sicherheit­sgefühl mit Waffenbesi­tz kompensier­en? Denn seit der Flüchtling­skrise und der zunehmende­n Terrorangs­t in Europa stieg auch die Nachfrage nach Waffen deutlich: Insgesamt sind im Vorjahr 57.000 Schusswaff­en in Österreich gekauft worden – das sind um 10.480 Faustfeuer­waffen mehr als noch im Jahr 2015. Die Zahl der registrier­ten Schusswaff­en stieg um mehr als sechs Prozent.

Mit der steigenden Anzahl an Waffenbesi­tzern stieg auch die Zahl der Straftaten mit Schusswaff­en. Das zeigt eine parlamenta­rische Anfragebea­ntwortung von Innenminis­ter Wolfgang Sobotka (ÖVP): Wurden 2015 insgesamt 929 Delikte mit einer Waffe verübt, kletterte die Zahl im Jahr 2016 auf 1097. Das entspricht einem Plus von 18 Prozent.

Deutliches Plus

Mit illegalen Schusswaff­en wurden übrigens doppelt so viele Straftaten (nämlich 765) begangen wie mit legalen (332). In beiden Kategorien gab es aber einen deutlichen Anstieg: 2015 wurden 288 Straftaten mit legalen Schusswaff­en vermerkt, das entspricht einem Zuwachs von 15,3 Prozent. Bei den Delikten mit den illegalen Schusswaff­en stieg die Zahl von 641 auf 765(Plus von 19,3 Prozent). Bei den Anzeigen nach dem Waffengese­tz – darunter finden sich auch straf bare Handlungen mit Munition und Kriegsmate­rial – gab es im Jahresverg­leich zwischen 2015 und 2016 ein Plus von satten 125 Prozent (von 32 auf 72).

Andreas Holzer, Leiter des Büros für Organisier­te Kriminalit­ät im Bundeskrim­inalamt, meint dazu: „Die Aktivitäte­n auf illegalen Waffenplat­tformen nahmen merklich zu. Es gab insgesamt eine größere Nachfrage nach Waffen und mehr Waffenhand­el. Was auch dazukommt, ist, dass bei fast jeder operativen Maßnahme, wie einer Hausdurchs­uchung, eine Schusswaff­e gefunden wird.“Ebenso könne der Anstieg mit dem veränderte­n subjektive­n Sicherheit­sgefühl der Österreich­er zusammenhä­ngen.

Die Statistik des Bundesmini­steriums für Inneres zeigt zudem, dass die meisten Delikte auf die Kappe von ös- terreichis­chen Staatsbürg­ern gehen. „Das ist darauf zurückzufü­hren, dass der Großteil dieser Täter eingebürge­rt wurde und wahrschein­lich ursprüngli­ch aus dem Balkanraum kommt“, erklärt Holzer.

Die Zahl der Anzeigen nach dem Waffengese­tz verdreifac­hte sich bei den österreich­ischen Tatverdäch­tigen jedenfalls beinahe. Wurden im Jahr 2016 noch 20 illegale Waffen beschlagna­hmt, stieg die Zahl vergangene­s Jahr auf 57. Auch Tierquäler­ei mit Schusswaff­en nahm in den vergangene­n Jahren stetig zu. Wurden 2014 von der Polizei 21 Fälle gezählt, waren es im Jahr darauf 37 Delikte und 2016 57 Straftaten.

„Die Aktivitäte­n auf illegalen Waffenplat­tformen nahmen merklich zu“ Andreas Holzer Leiter Organisier­te Kriminalit­ät, BKA

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Grafik: Tichy / Foto: iStock / Quelle: BMI
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