Abseits in der Idylle
Frauen-Fußball. Im Städtchen der Österreicherinnen ist von Vorfreude auf die EM nichts zu spüren
Musselen gibt es natürlich am Markt. So heißt der Platz rund um die Große Kirche von Wageningen, wo sich Lokal an Lokal reiht. Manchmal sind die Musselen nur in Wasser gekocht, manchmal schwimmen sie gar im Weinsud, aber stets gibt es zu den Muscheln Pommes Frittes und „Majonäse“. So wird das Wort tatsächlich geschrieben. Da geht „Fritten mit Mayo“fast noch leichter von der Hand. Jene Allzweckwaffe der niederländischen Küche, mit der auf Steaks, Spareribs und natürlich Muscheln losgegangen wird.
Wageningen, das Städtchen mit Uni und 38.000 Einwohnern nahe Arnheim und somit der deutschen Grenze, geht fast über vor lauter Idylle. Nicht nur wegen der Muscheln mit Fritten und Mayo. Es gibt in der Innenstadt diese typischen Backsteinhäuser, diese niederländischen Radfahrer, diese mehr oder weniger großen Gräben gefüllt mit Wasser, auch Grachten genannt. Und nur ein paar Meter vom Zentrum entfernt watscheln die Gänse über Straßen und Wiesen.
40 ÖFB-Vertreter
Die Fußball-EM der Frauen ist angekommen in den Niederlanden. In Wageningen in Form der österreichischen Delegation aus 23 Spielerinnen, 15 Betreuern, einem ÖFB-Sportdirektor und einem ÖFB-Präsidenten.
Marleen ist Kellnerin im „Buuman und Buurman“, das sich Eet Cafe bezeichnet, aber ein nettes niederländisches Restaurant am Markt bei der Kirche ist. In dem es auch – eh schon wissen – Musselen gibt mit Fritten und Mayo. Eine Frauen-EM in den Niederlanden ist Marleen aber neu. „Wirklich“, sagt sie. Und: „Na ja. Fußball ist bei uns schon sehr populär, aber vor allem das Männer-Nationalteam. Die Frauen interessieren nicht so.“
Michael van Praag, Präsident des Niederländischen Verbands, ist optimistischer, wenn er sich sicher ist, dass man ein „wahres Fest“erleben werde. „Es sei eine Freude, wenn man sieht, wie viel Lei- denschaft dem am schnellsten wachsenden Sport in unserem Land geschenkt wird.“Zumindest das Eröffnungsspiel gab ihm recht, denn am Sonntag war die Eröffnungspartie der Niederlande in Utrecht mit 24.000 Fans ausverkauft.
Utrecht und Enschede sind die beiden größten Arenen. Ansonsten wird in familiäreren Rahmen gekickt, so hat das Stadion in Deventer, wo Österreich zum Auftakt am Dienstag spielt, keine 7000 Plätze. Familiär ist auch die Stimmung unter den rund 1500 Freiwilligen, die meisten davon sind seit Freitag vor allem in den sieben EM-Städten im Einsatz, vor allem im Stadion, an Spieltagen auch in den Fanzonen. So etwas wie EM-Fieber gibt es nicht nur wegen der Freiwilligen in Utrecht, Enschede, Rotterdam, Deventer, Breda, Doetinchem und Tilburg. Österreichs Frauenteam machte am Samstag einen Ausflug nach Utrecht, um den Kopf frei zu bekommen und EMLuft zu schnuppern. Und siehe da, sie durften sich immer und immer wieder für Fotos mit Einheimischen und Touristen in Pose werfen.
Aber abseits der Spielstätten gibt es noch Nachholbe-