Der „iPhone“der ÖVP und die Dualität
Im Jahr 2000 sah die Zukunft von Apple – wenn man damals Experten glauben durfte – alles andere als rosig aus. Das änderte sich zuerst 2001 mit der Einführung des iPods und dann massiv 2007 mit dem ersten iPhone. Heute ist Apple so gesehen eigentlich eine iPhone-Company. Gleichzeitig wurde so aber auch aus dem großen Duell Nokia versus Samsung bei Mobiltelefonen das große Duell Apple versus Samsung bei Smartphones.
Hoffnung vs. Apparat
So gingen auch in Österreich vor kurzem noch viele Experten davon aus, dass das große Duell bei den nächsten Nationalratswahlen FPÖ versus SPÖ lauten werde. In einer aktuellen Umfrage steht es 33 zu 26 zu 24 Prozent für die ÖVP, vor der SPÖ und der FPÖ.
Sebastian Kurz wirkt hier für die ÖVP ähnlich wie das iPhone für Apple. In der Markenführung spricht man dabei auch vom Leadprodukt- bzw. Heiligenschein-Effekt. Das heißt: Seine positiven Imagewerte lassen auch die ÖVP in Summe wieder besser erstrahlen. Gleichzeitig steht er auch für eine Art „Hoffnung“gegen verkrustete Parteiapparate und Parteistrukturen. Er gibt der ÖVP und den bestehenden und potenziellen Wählern dieser Partei so wieder eine hoffnungsvolle Richtung für die Zukunft.
Unprofilierte Mitte
Mitendscheidend werden jetzt vor allem auch die Medien sein, wie das Duell um die Spitze aussehen wird. Bei Smartphones berichteten diese klar über das Du- ell iPhone versus Samsung Galaxy. Dieses Duell machte beide Marken stärker und dominanter. Wie es aktuell in der Politik aussieht, haben sich die Medien bereits für das Duell Kurz versus Kern entschieden.
Genau das bringt aber die restlichen Parteien, vor allem auch die FPÖ, in eine schwierige Situation. Diese wechselt so aktuell von einer Herausforderer-Position mit Kanzleranspruch auf eine Art „Beiwagenposition“, die beim Kampf um die Spitze zusehen darf. Das bedeutet aber auch, dass in der Regel von einem Medienduell immer nur die beiden Hauptkontrahenten profitieren. Oder wie es ein altes afrikanisches Sprichwort sehr schön auf den Punkt bringt: „Wenn die Elefanten kämpfen, stecken die Ameisen die Hiebe ein.“
Das ÖVP-Risiko
Aus Sicht der nächsten Nationalratswahl betrachtet, ist die Strategie von Sebastian Kurz und der neuen ÖVP brillant.
Nur langfristig gesehen ist diese Strategie nicht ungefährlich. Durch den Erfolg des iPhones wurde Apple immer mehr eine iPhone-Company, deren Erfolg vor allem am Erfolg dieses Produktes hängt. So ist die ÖVP heute eine Art „Hybridpartei“, also ein Mittelding aus Bewegung rund um Sebastian Kurz und den alten Parteistrukturen.
So lange der Erfolg von Sebastian Kurz anhält, ist dies kein Problem. Nur sollte dieser Erfolgslauf einmal nachlassen, könnte dies für die ÖVP im schlimmsten Falle sogar zu einem existenzbedrohenden Problem werden.