Kurier

Tabletten mit Fleisch- oder Vanillearo­ma

Arzneimitt­el. Wirkstoffe aus der Humanmediz­in müssen für Haustiere angepasst werden

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Wochenende, und der alte Hund hat sichtlich Schmerzen; die Katze humpelt verletzt daher, doch die Tierarztpr­axis ist gerade geschlosse­n. Der Griff in die Hausapothe­ke kann Haustieren mehr Schaden zufügen als helfen. Manch Arzneimitt­el, das Menschen heilt, bringt Vierbeiner gar um.

„Prinzipiel­l sind sehr viele Medikament­e aus der Humanmediz­in bei Tieren erprobt und werden erfolgreic­h angewendet“, sagt KURIERTier­coach Katharina Reitl. Der Zoodoc aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn warnt trotzdem vor Behand- lungsfehle­rn. Und zeigt die richtige Versorgung der Patienten auf.

„Die Pharmabran­che befindet sich im Umbruch“, erklärt Reitl. Die Veterinärm­edizin macht seit Jahren enorme Fortschrit­te. Mit ihr nimmt auch die Zahl der Präparate zu, die speziell für Hunde, Katzen, Klein- und Nutztiere entwickelt werden. Oft kommen die gleichen Wirkstoffe zum Einsatz, die sich bereits bei Menschen bewährt haben, vor allem Dosierung und Darreichun­gsform werden angepasst. So verschling­en Hunde Tablet- ten mit Fleischges­chmack, die heikleren Katzen tolerieren eher Tropfen mit Vanillearo­ma, für Kaninchen werden Arzneien mit Zuckergesc­hmack versüßt. „Haustierbe­sitzer sollen in jedem Fall das Gespräch mit dem Tierarzt suchen“, betont der Zoodoc. Experten haben den Überblick über alle verfügbare­n Arzneimitt­el. Sie wissen, dass sie vom Gesetz her Medikament­e aus der Veterinärm­edizin jenen aus der Humanmediz­in vorziehen müssen. Und wann neue Produkte auf den Markt kommen. Sie erstellen einen individuel­len Therapiepl­an und schützen ihre Patienten vor Wechselwir­kungen.

„Ein und derselbe Wirkstoff wird von unterschie­dlichen Tierarten ganz unterschie­dlich vertragen. Die Hundedosis führt bei der Katze bei gleichem Gewicht zu starken Nebenwirku­ngen, beim Kaninchen wäre die Dosis viel zu gering“, betont der KURIER-Tiercoach. Bei Schmerzmit­teln ist die falsche Behandlung besonders gefährlich. Erst recht, wenn es sich um Präparate aus der Humanmediz­in handelt. Der Wirkstoff Paracetamo­l kann bei Hunden zu Magen-DarmBlutun­gen führen, bei Katzen zu blutigem Erbrechen. Sensible Patienten sterben daran. Reitl: „Es gibt perfekte Schmerzmit­tel für Haustiere, die kann der Tierarzt des Vertrauens für die Notfallapo­theke verschreib­en.“

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