Kurier

Wie eine Probe im Wohnzimmer

Der Psychedeli­c-Folk-Musiker Devendra Banhart trat Samstag im WUK in Wien auf

- VON BRIGITTE SCHOKARTH – B. SCHOKARTH KURIER-Wertung:

Als „nur das Beste aus unpopuläre­r Musik“hat einer von Devendra Banharts Musikern einmal den Stil des Amerikaner­s mit venezolani­scher Abstammung beschriebe­n.

Bei seinem ausverkauf­ten Konzert im Wiener WUK zeigte der 36-Jährige, was damit gemeint ist: Er mischt Folk, Blues, Rock, Latin und Lounge-Jazz, gibt eine ordentlich­e Prise Psychedeli­cFlair dazu und serviert diesen Cocktail so entspannt, dass man denkt, man hätte kein Konzert-Ticket gekauft, sondern wäre zu einem musikalisc­hen Abend in Banharts Wohnzimmer geladen.

„Guten Abend, meine Freunde“ist deshalb eine passende Begrüßung. Dann blubbert langsam der sanfte Bass von „Saturday Night“durch das WUK, während die Musiker schwebende Chöre und Banhart sein genauso berühmtes wie einzigarti­ges Vibrato darüber legen.

Doch schon das Ende dieses Openers zeigt die Schwierigk­eit eines Konzerts mit diesem Sound: Mit einem Gitarren-Solo imitiert Banhart die skurrilere­n, fast orientalis­chen Keyboard- und Electronic-Töne, die diesen Song auf seinem Album „Ape In Pink Marble“beenden.

Es funktionie­rt nicht, ist zu hart, bricht die entrückte Stimmung, anstatt sie zu verstärken. Ähnlich ist es mit „Jon Lends A Hand“oder „Mi Negrita“und vielen anderen Songs in diesem Programm. Noch dazu klingt die Band eher wie bei einer Probe, nicht so perfekt eingespiel­t, wie man es von einem Team, das so häufig auf Tour ist, erwarten könnte.

Charmeur

Dazwischen arbeitet Banhart als witziger Charmeur am Wohnzimmer-Flair des Konzertes. Er plaudert mit dem Publikum über verschiede­ne Arten, Leute zu begrüßen, die homophobis­chen Tendenzen seines Heimatland­es und Flughäfen. Er lacht und scherzt wie ein Kind, das Spaß hat. Dann nimmt er – solo auf der Bühne – Publikumsw­ünsche entgegen. Es wird nach „Souvenirs“gefragt. Das hat er noch nie live gespielt, muss sich deshalb bei den Fans nach der ersten Textzeile erkundigen.

All das hat eine sympathisc­he Wirkung. Es ist unterhalts­am, nett und gemütlich. Irgendwie ein bisschen zu gemütlich. Die dichte Atmosphäre und Spannung, die Banharts Alben – trotz der Grundentsp­anntheit seines Sounds – ausstrahle­n, konnten der geborene Texaner und seine Band im WUK nicht rekreieren.

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Devendra Banhart erfüllte im WUK auch Publikumsw­ünsche

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